Kennen Sie Aussagen wie „das macht mich wütend“? Sie sind entspannt und haben sich gerade in der Küche einige Sachen zurecht gelegt, weil Sie sich einen Cappuccino bereiten wollen. Sie gehen noch mal kurz ans Telefon und als Sie in die Küche zurück kommen, sind Ihre Sachen „aufgeräumt“. Sie sind verärgert und geben dem Unbekannten die Schuld, Sie haben sogar einen Verdacht, wer es war, denn es passiert nicht zum ersten Mal. Und diese Situation macht Sie jedes Mal ziemlich wütend.
Bei genauer Betrachtung ist das falsch. Es ist weder die Situation, noch der unbekannte Aufräumer, der Sie wütend macht.
Jeder Mensch reagiert in einer derartigen Situation anders. Der eine nimmt’s gelassen, der andere regt sich auf. Es ist also nicht die Situation, die automatisch Emotionen auslöst. Doch was genau läuft ab, das mit der weggeräumten Tasse beginnt und mit Ihrer Wut endet? Was genau ist der Zwischenschritt, der darüber entscheidet, dass Sie sich aufregen?
These 1: Emotionen kommen grundsätzlich nicht einfach so, sie werden uns nicht von anderen gegeben und wir sind ihnen auch nicht hoffnungslos ausgesetzt, wenn nur die Situation so ist. Die Emotion kreieren Sie selbst und nur Sie alleine.
These 2: Haben Sie das Gefühl erst einmal kreiert, haben Sie die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten: Sie können sich vom Gefühl beherrschen lassen – oder Sie können das Gefühl steuern.
Der Ablauf ist tatsächlich so: Zunächst gibt es eine Situation, die Sie erleben. Das kann die weggeräumte Tasse sein, eine Bemerkung Ihres Kollegen, ein trauriges Ereignis (wobei das Ereignis selbst nicht traurig ist, es ist einfach nur), oder jede andere Situation.
Der nächste Schritt ist, daß Sie diese Situation werten. Vielleicht merken Sie das gar nicht richtig. Meist geschieht es nämlich so schnell und unbewusst, dass es Ihnen eben nicht bewusst wird. Dabei verbinden Sie das soeben erlebte mit Dingen, die Sie früher erlebt haben und mit Erwartungen, was diese Situation bewirken könnte. Sie bewerten die Situation und entscheiden dabei, wie Sie darauf reagieren wollen. Wie gesagt: das geschieht weitgehend unbewusst und sehr schnell.
Mit dieser Bewertung ist die Entscheidung gefallen: welche Emotion fühlen Sie nun? Und wie reagieren Sie auf dieses Gefühl? Bedeutet die Situation beispielsweise einen Verlust, mag dadurch ein Gefühl von Trauer entstehen. Sie handeln darauf hin mit hängenden Schultern, Tränen in den Augen und weiteren Reaktionen oder Handlungen.
Da die These 2 besagt, dass Sie das kreierte Gefühl Sie bestimmen lassen können oder es bestimmen, können Sie an dieser Stelle entscheiden. Bleibe ich bei dem Gefühl oder entscheide ich mich, meine Emotionen sofort zu ändern. Zugegeben, das ist nicht immer leicht. Vor allem für Menschen, die dazu neigen, sich Ihren Gefühlen unterzuordnen, zu kapitulieren.
Doch als Erschaffer der Emotion (durch Ihre Bewertung der Situation) haben Sie – und nur Sie – die Möglichkeit diese auch zu ändern. Ein Weg ist an etwas anderes, positiveres zu denken. Ein anderer Weg ist den Ablauf umgekehrt zu gehen. Wenn auf das Gefühl von Trauer die Reaktion sein kann, die Schultern hängen zu lassen, dann kann umgekehrt ein Aufrichten der Schultern, heben der Mundwinkel und der Augenbrauen dafür sorgen, dass Ihr emotionaler Zustand sich verbessert.
„Emotion comes from Motion“ ist eine englische Interpretation dieses Prozesses.
In Zusammenhang mit Wirkung, Gesprächen oder Präsentationen bedeutet das: Sie selbst können entscheiden, in welchem emotionalen Zustand Sie in einer Situation sein wollen. Wollen Sie sich wirklich nervös und unsicher fühlen? Oder ist es Ihnen lieber, sich souverän, stark, sicher, locker und humorvoll zu fühlen?
Viele entscheiden sich schon lange vorher dafür nervös zu sein: „Immer wenn ich präsentieren soll, werde ich so nervös!“ – Was glauben Sie, wird in der Situation dann tatsächlich passieren?
Gefühle passieren eben nicht einfach.
Kommentare