Sie meinen, Andere finden Sie gut? Klar, da gibt es immer welche, bei denen kommen Sie nicht so gut an. Aber im Großen und Ganzen sind Sie zufrieden?
Wie soll man wissen, wie man bei anderen ankommt? Freunde meinen es gut mit Ihnen. Und im geschäftlichen Umfeld zählt ja ohnehin nur die Leistung – Ist das so?
Kennen Sie folgende Situation: Sie arbeiten mit jemanden zusammen an einer Aufgabe, Sie stecken die Köpfe zusammen und da merken Sie: Uuups, der hat Mundgeruch! Nicht so ein bisschen nach Knoblauch. So richtig fürchterlichen nach faulen Zähnen, Zigaretten und Kaffee. Was tun Sie? Weisen Sie ihn darauf hin und sagen Sie: „Entschuldigung, Ihr Mundgeruch stört mich bei der Zusammenarbeit sehr“? Nein, das werden Sie in der Regel nicht tun.
Jetzt stellen Sie sich vor, Sie sind derjenige, der Mundgeruch hat. Wollen Sie, dass man es Ihnen sagt? Einerseits ja, denn selbst merken Sie es normalerweise ja nicht. Schliesslich wollen Sie vermeiden, dass Ihnen Andere aus dem Weg gehen. Andererseits – machen wir uns nichts vor – ist es Ihnen auch unangenehm, wenn es Ihnen jemand sagt. Denn jetzt ist es thematisiert. Das ist meist ein peinlicher Moment.
Und jetzt tauschen wir den Mundgeruch gegen irgendetwas anderes an Ihrem Verhalten, an Ihrer Art, an Ihrer Kommunikation. Also an Ihrer persönlichen Wirkung. So wie Sie es jemandem anderes nicht sagen würden, wird es Ihnen auch niemand sagen, wenn Sie eine unangenehme Marotte oder ein unsympathisches Verhalten an den Tag legen. Andererseits fällt es Ihnen selbst genauso wenig auf wie Mundgeruch. Im Großen und Ganzen ist die Reaktion der Anderen auf Ihr Verhalten ja „normal“. Im Großen und Ganzen sind Sie ja zufrieden!
Wozu hat man denn Freunde? Freunde wollen Sie als Freund behalten. Das heißt nur in wenigen Fällen wird ein Freund oder eine Freundin sie zur Seite nehmen und etwas sagen. Bei Frauen untereinander übrigens eher als bei Männern.
Es fällt den Freunden schwer, ehrliche Rückmeldung zu geben, wenn diese nicht so positiv ausfallen müsste. Doch es gibt Menschen, die Ihnen gerne wahrheitsgemäßes Feedback geben, wenn Sie sie darum bitten.
Dazu müssen Sie deutlich machen, dass Sie es ausdrücklich wünschen ein Feedback für Ihr Verhalten oder Ihre Art zu bekommen. Und dann sollten Sie – egal was Ihr Freund Ihnen sagt – nicht anfangen sich zu rechtfertigen, zu verteidigen oder die Beobachtungen zu verleumden. Denn dann wird Ihr Freund kaum jemals wieder etwas ehrliches dazu sagen.
Und wenn Sie gebeten werden jemanden ein ehrliches Feedback zu geben? Vereinbaren Sie die Rückmeldung nach dem Feedback-Burger-Prinzip:
- Ein Burger ist eingepackt in zwei Brötchenhälften: Das Brot ist Lob und Anerkennung. Heben Sie zuerst Positives hervor. Sparen Sie sich dabei etwas für die zweite, dickere Brötchenhälfte auf.
- Bulette: Was war Ihre Wahrnehmung/Beobachtung? Also keine allgemeinen Behauptungen im Stile von „Du sprichst zu schnell“, sondern „Für mich hast Du zu schnell gesprochen.“
- Käse: Was hat dies bei Ihnen bewirkt? Etwa: „Ich konnte kaum folgen und fühlte mich überfordert.“
- Salatblatt: Was ist Ihr Wunsch für das nächste Mal? Etwa: „Ich wünsche mir, dass du öfters Pausen machst, damit ich Zeit zum Nachdenken habe.“
- Jetzt kommt die zweite Brötchenhälfte drauf.
Auf diese Art ist es viel leichter Feedback anzunehmen. Der Feedback-Geber macht ja deutlich, dass es sich um seine subjektive Wahrnehmung handelt. Und dass es nicht seine Absicht ist, etwas zu verurteilen. Der Feedback-Nehmer hört zu und kommentiert nicht. Er nimmt es einfach an. Der einzige Nachteil kann darin bestehen, die subjektive Meinung eines Einzelnen zu verallgemeinern.
Doch es gibt Menschen, die Ihnen gerne wahrheitsgemäßes Feedback geben, wenn Sie sie darum bitten.
Welche meinen Sie???
Kommentiert von: Heise | 01. Juli 11 um 21:48 Uhr