Der „Grant“ ist ja ein Stück bayerischer Kultur in der Gastronomie. Wo also ist er besser aufgehoben als in den Münchener Biergärten? So jedenfalls die landläufige Meinung. Grant steht dabei für eine eher derbe Art mit Kunden, in diesem Fall Gäste, umzugehen und auf deren Wünsche einzugehen. Doch wie wirkt das auf die Gäste und deren Kaufverhalten?
Gestern war ich nach vielen Jahren — ja fast Jahrzehnten — wieder einmal in der „Emmeransmühle“um mich mit Freunden zu treffen. Meiner Partnerin und mir schoss als erstes durch den Kopf: früher waren da die Bedienungen so unfreundlich. Und diese Tradition wird gewahrt. Obwohl unsere Bedienung nicht mal Deutsche war, der Grant war schon bei der Art der Begrüssung deutlich zu spüren. Als durchaus traditionsbewusster Bayer frage ich mich, ob das wirklich so typisch und ursprünglich für unser Land ist.
Was denkt sich der Gast, wenn er hört, dass es den Obazd’n (Bayerisches Käsegericht) nur mit Schwarzbrot, nicht aber mit Brez’n gibt? Und die ausführliche Begründung ist „Weil des ned geht“! Der Gast kommt vielleicht wieder für Jahre — oder fast Jahrzehnte — nicht? Der Gast gibt weniger Trinkgeld? Der Gast grantelt selbst ebenfalls? Der Gast bestellt den Obazd’n (zwangsweise mit Schwarzbrot) und die Brez’n extra, um danach das Schwarzbrot wieder abräumen zu lassen.
In diesem Fall hat sich der Gast — also ich — vor allem Gedanken darüber gemacht, ob der Grant so richtig gelebt wird. Und ich bin zu dem Schluss gekommen: Nein!
Sieht man sich an, was den Grant in früheren Zeiten ausgemacht hat, war es keinesfalls eine unhöfliche oder gar unfreundliche Art dem Mitmenschen gegenüber. Schon gar nicht seinem Gast gegenüber. Es war eine leicht mürrische Art an sich und der Welt zu zweifeln, die Dinge zynisch zu „erdulden“ — doch nie unfreundlich zu reagieren. Und das ist das große Missverständnis in der bayerischen Gastronomie. Dieser unfreundliche Grant, der da heutzutage gelebt wird, hat nichts mit Tradition oder Bayern zu tun.
Da dies leider nicht nur in der Emmeransmühle falsch gelebt wird, wünsche ich mir hier ein Umdenken. Denn die Unfreundliche Art wirkt bestimmt nicht gut. Sie wirkt sich vor allem nicht gut aus auf Umsatz und Trinkgeld. Und das gilt nicht nur für die Gastronomie, manches Einzelhandelsgeschäft oder manche Telefonzentrale großer Unternehmen könnte ebenfalls darüber nachdenken — oder was meinen Sie?
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