Mal nicht so gleichmässig reden? Setzen Sie Ihre Stimme variantenreich ein. Das geht nicht so einfach, doch die positive Wirkung ist enorm. Um Ihre Stimme zu einem Instrument zu machen, auf dem Sie virtuos spielen können, bedarf es drei Dinge:
1. Mut
2. eine innere Vorstellung
3. Übung
Unsere Stimme ist Gewohnheit. Wir haben uns daran gewöhnt, so zu sprechen, wie wir sprechen. Das betrifft die Tonlage (jeder von uns könnte auch in hoher Baby-Sprache und in tiefen, dunklen Tönen sprechen) ebenso wie Tempo, Rhythmus, Lautstärke und weitere Merkmale. Gewohnheiten zu ändern braucht Mut. Stehen Sie vor Menschen um beispielsweise einen Vortrag zu halten, und wollen Sie jetzt Ihre Stimme variantenreicher einsetzen, bringen Sie das beim besten Willen nicht fertig? Da ist eine innere Blockade, die Sie davor bewahren möchte, lächerlich zu wirken. Doch die können Sie überwinden. Positive Erfahrungen und Übung sind dazu der Schlüssel, schrittweise anfangen und ausprobieren müssen Sie selbst.
Achten Sie einmal auf wirklich gute Sprecher: sie variieren mit Ihrer Stimme. Da gibt es schnell und langsame Passagen, insbesondere Sprechpausen zwischen den Sätzen oder vor und nach besonders betonten Wörter erzeugen eine immense Kraft. Die Sprecher werden mal laut, mal leise, heben die Stimmlage an und senken sie ab. Sie betonen manche Aussagen stärker, wiederholen sie noch einmal mit eindringlicher Stimme.
Diese Redner mussten ebenso den Mut aufbringen, so zu sprechen. Doch der Erfolg hat ihnen schnell gezeigt: die Zuhörer fühlen sich weniger gelangweilt, hören besser zu, merken sich Inhalte besser und lassen sich sogar richtig mitreissen und begeistern.
Um einen Satz so spannungsreich zu sprechen, brauchen Sie eine innere Vorstellung dessen, was Sie sagen. Sie brauchen dazu — wie Schauspieler, die ihre Rolle glaubwürdig darstellen wollen — ein inneres Bild sowie bereits vor dem Sprechen des Satzes den Klang im inneren Ohr. Geübte Redner können dies so schnell erzeugen, dass es automatisch läuft. Das innere Bild erzeugt dabei auch eine lebendige und das zu Sagende unterstreichende Körpersprache. Denn ohne diese Körpersprache wird auch die Stimme nicht lebendig. Versuchen Sie es: Nehmen Sie einen einfachen Satz wie „ich freue mich, Dich zu sehen“ und sprechen Sie diesen regungslos und im Vergleich dazu mit einer großen Geste sich öffnender Arme. Diesen Unterschied spüren Sie und Ihr Gegenüber sofort.
Wenn Sie bedenken, dass die Stimme 38 % der Wirkung ausmacht*, lohnt es sich auch, dies zu üben. Anders gesagt: 38 % der Vorbereitung sollten Sie in Ihre Stimmvielfalt stecken. Die meisten Redner bereiten den Inhalt tagelang vor und üben dann ein, zwei Mal kurz die Rede, damit der Text (= Inhalt) sitzt. Die so wichtigen Wirkungsfaktoren Körpersprache und Stimme kommen beim Üben meist viel zu kurz.
Und noch ein Tipp: Übertreiben Sie bei der Übung im stillen Kämmerlein deutlich, sobald Ihr Publikum vor Ihnen sitzt, meldet sich die Blockade wieder. Sie werden durch die Übung ein bisschen besser, durch die Blockade jedoch sicherlich nicht gleich zum Derwisch. Erst Übung und schrittweise Verbesserung bringt Sie dahin, dass Sie Ihre Stimme virtuos wie ein Instrument beherrschen und damit machen können, was SIE wollen.
* Studie von Albert Mehrabian, 1971, weitere Wirkfaktoren: 7 % Inhalt, 55 % Körpersprache
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