Sie haben es bestimmt schon einmal irgendwo gelesen oder gehört: Die berühmte Studie von Prof. Albert Mehrabian sagt aus, dass der Inhalt der Kommunikation nur 7 % ausmacht. Der Rest verfällt auf Körpersprache (55 %) und Stimme (38 %). In wie weit darf man dieser Studie von 1971 glauben?
Wenn tatsächlich nur 7 % der Inhalt, die Worte ausmachen, wäre dann nicht eine globale Verständigung mit Körpersprache und Stimmeinsatz ohne Fremdsprachen-Kenntnisse zumindest weitgehend möglich? Würde es nicht auch bei Babys oder Haustieren klappen, nur auf Grund der Körpersprache und Stimme zu verstehen, worum es geht?
Ja und Nein. Das Beispiel der Haustiere zeigt: bei genauer Beobachtung gelingt es tatsächlich in vielen Fällen exakt zu verstehen, was „gesagt“ wird. Und auch im Ausland gelingt es manchen Menschen sich zu verständigen, ohne die Sprache zu sprechen.
Andererseits denken Sie an großartige Reden: „I have a Dream!“ Wie wäre es gewesen, wenn Dr. Martin Luther King nur gerufen hätte „Schluß mit Rassismus!“? „We have nothing to offer but blood, sweat and tears!“ Wie wäre es gewesen, wenn Sir Winston Churchil gefordert hätte „Gebt euer Bestes gegen die Deutschen!“? „Es muß wieder ein Ruck durch Deutschland gehen!“ Wie wäre es gewesen, wenn Bundespräsident a. D. Prof. Roman Herzog gesprochen hätte „In Deutschland müssen sich die Menschen wieder mehr anstrengen!“?
Albert Mehrabian, Professor an der University of California (UCLA) hat die Studien 1967/68 gemacht und 1971 veröffentlicht. Zwei Studien wurden weitgehend vereinfacht und anschliessend kombiniert. Es wurde dabei mit einzelnen Wörtern und mit Fotos von Gestik und Mimik gearbeitet. Dargestellt waren unterschiedliche Emotionen, die es zu erkennen gab. Das eigentliche Ergebnis war, dass Menschen Inkongruenz sofort in der Lage sind zu erkennen. Mehrabian selbst hat betont, dass er nie beabsichtigt hat, dass daraus eine allgemeine Erkenntnis für Kommunikation entsteht.
Trotzdem setze ich diese Studie gerne ein. Sie zeigt, wie wichtig Körpersprache und die Sprechstimme sind. Glauben wir doch bei einem Menschen, der uns bestätigt eine Aufgabe erledigt zu haben und dabei den Blicken ausweicht, eher den nonverbalen Signale als den Worten. Und das ist es auch was uns Mehrabian zeigen wollte.
Ob die Prozentzahl der nonverbalen Bedeutung nun bei 93 % oder doch nur bei 80 % liegt, die Tendenz ist auch in der „normalen“ Kommunikation eindeutig. Zumal die wenigsten Reden oder Präsentationen mit derart bedeutungsschwangeren Sätzen eines Martin Luther Kings, Winston Churchill oder Roman Herzogs überzeugen können. Dann nämlich macht die Körpersprache und Stimme tatsächlich 93 % aus — 93 % der Überzeugungskraft.
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