Aufgeregt kam ein Bauer aus dem Dorf zu Mulla Nasrudin gelaufen. „Höre, Nasrudin, das muss ich dir erzählen, wie dein Freund …“
„Halt ein!“ unterbrach ihn der Mulla, „hast du das, was du mir sagen willst, durch die drei Siebe geschüttelt?“
„Drei Siebe?“ fragte der Andere voll Verwunderung.
„Ja, mein Freund, drei Siebe! Lass sehen, ob das, was du mir erzählen willst, durch die drei Siebe hindurchgeht.“
„Das erste Sieb ist das Sieb der Wahrheit. Hast du alles, was du mir erzählen willst, geprüft, ob es gänzlich wahr ist?“
„Nein, ich hörte es erzählen, und …“
„So, so. Aber sicher hast du es mit dem zweiten Sieb geprüft? Das ist das Sieb der Güte. Ist das, was du mir erzählen willst, wenn schon nicht als wahr erwiesen, wenigstens nützlich, hilfreich und sinnvoll?“
Zögernd sagte der Bauer: „Nein, das nicht, im Gegenteil.“
„Dann“, unterbrach ihn Nasrudin, „lass uns auch das dritte Sieb noch anwenden und lass uns fragen, ob es notwendig ist, mir zu erzählen, was dich so erregt.“
„Na, notwendig nun gerade nicht.“
„So dann“, lächelte der Mulla, „wenn das, was du mir erzählen willst, weder wahr noch gut noch notwendig ist, so lass es begraben sein und belaste dich und mich nicht damit.“
Ich habe die Geschichte mit nahezu identischem Wortlaut gefunden, nur dass statt Mullah Nasrudin Sokrates fragt.
Kommentiert von: Michael Moesslang | 24. Januar 07 um 19:57 Uhr