Schlage ich die Zeitungen auf, schalte ich Radio oder Fernsehen ein — es bietet sich immer eine Fülle schlechter Nachrichten. „Schlechte Nachrichten verkaufen sich gut“, heißt eine alte Journalisten-Wahrheit. Und ob Bild oder Süddeutsche Zeitung, ob Das Goldene Blatt oder Focus, ob RTL oder ARD — die Auflagen und Quoten bestätigen dies leider. Die Frage, die ich Ihnen allerdings stelle: Müssen Sie sich das antun?
Was passiert denn, wenn Sie die Nachrichten lesen, hören oder schauen? Zunächst entsteht der Eindruck, es gäbe nur noch Böses, Brutales und Katastrophen auf dieser Welt — mit dem krönenden Abschluss des Wetterberichtes, der womöglich noch Gewitter, Schneesturm oder Hagel verheisst. Selbst bei der kleinsten Dosis dieser negativen Energie bleiben Sie davon nicht unberührt. Diese Dinge belasten den Geist, die Emotionen und schliesslich die Seele.
Auch wenn mich Michael Moore nicht wirklich begeistert — seine Theorie zum Einfluss der Medien im Vergleich zwischen USA und Canada hat mich doch zum Nachdenken angeregt. Im Film “Bowling for Columbine”, der nun schon einige Jahre alt ist, stellte er fest, dass die massive Konfrontation mit Hass, Gewalt und Mord in US-amerikanischen Medien einen grossen Beitrag zu neuer Gewaltbereitschaft ausmacht. Ob es die Waffen-Lobby, die Street-Gangs oder die radikale Einstellung mancher Politiker ist: Die Übermacht des Fernsehers, der bereits zum Frühstück mit Gewaltverbrechen aufwartet, beeinflusst die gesamte Gesellschaft. Im Nachbarland Canada dagegen wird weitaus weniger über derartige Ereignisse berichtet — selbst wenn diese dann mal statt finden. Doch statistisch gesehen gibt es dort nur einen Bruchteil dessen, was auf der anderen Seite der Grenze statt findet.
Selbst wenn bei uns die Medien weitgehend noch akzeptabler berichten als in den Vereinigten Staaten, das tägliche Bombardement mit palästinensischen Selbstmordattentätern, Massenverkehrsunfällen, Lohnkürzungen, Massenentlassungen, Explosionen, Morden, Entführungen, Lebensmittelskandale, Umweltkatastrophen, Flugzeugabstürzen oder terroristischen Anschlägen hinterlässt Spuren auf der Seele.
Ist es eine Alternative, abzuschalten und die Tageszeitung am Kiosk zu lassen? Ja, ich praktiziere das seit Jahren. Und ich bin deshalb keineswegs uninformiert. Denn mal ganz ehrlich: wie viele der medialen Ereignisse spielen tatsächlich eine Rolle für mein Leben? Das, was Bedeutung hat, erreicht mich ohnehin. Das einzige, was ich lese ist Focus — und das maximal 1 Stunde lang. Was wichtig ist, spielt auch am Montag danach noch eine Rolle, alles andere wird ausgesiebt als „nicht mehr aktuell genug“.
Ereignisse globaler Relevanz wie die Anschläge am 11. September 2001 verpasst niemand, dazu bedarf es weder Bild noch RTL. Und wenn in China ein Sack Reis umfällt, will ich es einfach nicht wissen.
Denken Sie an die Selffulfilling Prophecy, die sich selbst erfüllende Prophezeiung. Diese besagt letztlich auch, dass die Bilder, die Sie zu all den schlechten Nachrichten speichern, eine programmatische Wirkung in Ihnen haben.
Ich kann mich erinnern, als PRO 7 vor Jahren erstmals eine Nachrichten-Sendung zur Prime Time, also um 20 Uhr, sendete, war der Slogan „Es gibt auch gute Nachrichten!“ — endlich, dachte ich und wollte es wörtlich verstehen (und nicht auf die Machart der Nachrichten-Show). Leider verschwand sowohl das anfängliche Konzept, wie auch der Slogan ziemlich schnell. Gute Nachrichten verkaufen sich eben nicht — es sein denn es ist der Papst, eine Weltmeisterschaft oder das Oktoberfest.
Und deshalb meine Empfehlung: Nutzen Sie die Zeit, die Sie bisher mit Nachrichten lesen und schauen verbracht haben mit Sinnvollem. Nur ein Rechenbeispiel: statt 30 Minuten Nachrichten am Tag die Zeit für Weiterbildung nutzen. Es gibt tolle Bücher und Hörbücher dazu. Das sind im Jahr 180 Stunden, soviel wie ein gezielt genutztes halbes Semester Studium! Sie werden sehen, wie schnell Sie das wieder nach oben und vor allem auch nach vorne bringt.
Die negativen Nachrichten sind Gift für den Kopf - geistiger Junk-Food. Sie sind nicht nur reine Zeitverschwendung, sondern formen unser gesamtes Verhalten. Wer zu viel Negatives aufnimmt, erwartet von der Welt auch Negatives. Die Welt ist aber viel besser, als uns die Nachrichten suggerieren. Es wird von dem einen Unfall mit drei Toten berichtet. Dass zur gleichen Zeit Millionen von Menschen ihren Weg völlig heil zurückgelegt haben, bleibt verborgen. Das gleiche in den Fernsehfilmen: Permanent Beziehungskonflikte, alle fünf Minuten versucht jemand Probleme mit dem Colt in der Hand zu lösen.
Aber es gibt sie noch die guten Nachrichten. Zum Beispiel hier: http://www.gluecksblog.ch/ berichtet ausschließlich über Positives.
Kommentiert von: Wolfgang vom GlücksNetz | 25. September 06 um 10:45 Uhr