PowerPoint ist langweilig! Auch wenn es unbestritten viele Vorteile hat. Doch ein gezielter Einsatz des guten alten Flip-Charts oder ein gekonnter Wechsel zwischen mehreren Medien ist das beste Mittel gegen Langeweile.
Wenn Sie allerdings anschauen, wie schlecht das Flip-Chart verwendet wird, wissen Sie sofort, warum viele lieber doch alles mit PowerPoint machen (oder auf Apple mit Keynote!). Unleserliche Schrift, krakelige Zeichnungen, der rechte Rand kommt immer zu früh … und so weiter. Auch wenn es immer wieder Empfehlungen zum richtigen Einsatz eines Flip-Charts gibt – haben Sie sie schon einmal gelesen? Ich habe Ihnen hier kurz und kompakt die wichtigsten acht Punkte zusammengestellt.
1. Stifte
Die richtigen Stifte bedeuten die halbe Miete. Ich reise immer mit meinen eigenen. Denn selbst in guten Hotels kommt es vor, dass Stifte halb leer sind oder weichgedrückte Spitzen haben. Zudem bevorzuge ich eindeutig die Stifte No. One von Neuland. Diese haben eine wirklich satte und flüssige Farbe, sind nachfüllbar und auf Wasserbasis hergestellt. Zudem liegen sie gut in der Hand. Sie werden den Unterschied zu Edding und Co. sofort merken.
Die Spitze eines Stiftes sollte eher dicker als zu dünn sein. Der kräftige Strich ist auch auf Entfernungen von 8 oder 10 Metern noch gut zu sehen. Und Sie werden automatisch größer schreiben. Deswegen verwende ich für Überschriften sogar den Trainer Marker, ebenfalls von Neuland.
2. Schrift
Schreiben Sie groß und leserlich. Das ist einfacher gesagt als getan. Und ohne es zu üben geht das oft nicht. Nehmen Sie sich die Zeit und machen Sie es wie damals mit dem Griffel und der Schiefertafel: üben Sie am Flip-Chart mit guten Stiften schreiben. Dabei sollten die Buchstaben groß (5 cm) sein. Die Mittellängen, also die Höhe eines kleinen e, macht dabei einen größeren Teil aus, als dies bei Ihrer normalen Handschrift der Fall sein dürfte. Die Ober- und Unterlängen sind entsprechend kürzer, doch achten Sie auf eine klare Ausprägung. Schreiben Sie so leserlich es geht.
Die meisten Menschen schreiben deswegen unleserlich, weil sie sich die Zeit nicht nehmen sauber zu schreiben. Schreiben Sie vor einer Gruppe kann ich Ihnen so viel verraten: Keiner wird davon laufen, nur weil Sie langsam schreiben. Sie werden es Ihnen danken, wenn Sie dadurch leserlicher schreiben.
3. Farben
Schreiben Sie in schwarz. Nehmen Sie die anderen Farben für Hervorhebungen bzw. Unterscheidungen. Blau und Grün eignen sich zum schreiben, rot eher für Unterstreichungen etc. Verwenden Sie Farben immer gezielt, also für alle Vorteile beispielsweise blau, für alle Nachteile rot, durchgängig auf allen Blättern.
In Zeichnungen – vorausgesetzt Sie sind nicht Walt Disney – ist es meist für Teilnehmer schwer Zusammenhänge zu erkennen, wenn Sie nicht mit mehreren Farben arbeiten und damit klar gliedern.
4. Sprechen
Eine klare Regel gilt immer: Sprechen Sie nicht zum Flip-Chart. Während Sie schreiben können Sie nicht zum Publikum reden. Also sagen Sie nichts, solange Sie schreiben. Schreiben Sie in Ruhe fertig, legen Sie den Stift weg und drehen Sie sich zum Publikum. Erst dann sprechen Sie wieder.
Apropos Stift: Offensichtlich empfehlen manche Kollegen den Stift als Mittel gegen Nervosität in der Hand zu behalten. Machen Sie das bitte nicht. Legen Sie den Stift sofort nach dem Schreiben zur Seite. Das hat mehrere Gründe. Zum einen behindert ein Gegenstand in Ihrer Hand, dass Sie gute Gesten machen können. Zum zweiten besteht die Gefahr, dass Sie mit dem Stift Richtung Publikum deuten – und das wirkt wie wenn Sie mit dem Finger auf jemanden zeigen. Und zum dritten wirkt es eher nervös, wenn Sie mit einem Stift in der Hand dastehen – so als bräuchten Sie etwas zum festhalten.
Immer wieder beobachte ich auch Präsentatoren, die wiederholt auf das Flip-Chart oder ihre Folie schauen. Hierfür habe ich einen Fachausdruck: W.O.L.F. – Wieder ’n oller Leser von Folien. Sie tun das nicht, um tatsächlich zu lesen, was darauf steht. Sie tun das wohl eher um dem Blickkontakt mit den Teilnehmern zu entfliehen. Und dass das unsicher und langweilig wirkt, brauche ich nicht lange zu betonen.
5. Zeigen
Wenn Sie auf dem Chart etwas zeigen wollen, nehmen Sie dazu die offene Hand, mit der Handfläche zum Publikum. Das wirkt freundlicher als der ausgestreckte Zeigefinger.
Wollen Sie länger eine Stelle markieren, nutzen Sie Post-Its in Pfeilform oder ähnliches. Damit können Sie beispielsweise den gerade aktuellen Tagesordnungspunkt hervorheben.
6. Medienwechsel
Sehr bewährt hat sich auch der Einsatz von zwei Flip-Charts, eines links und eines rechts vom Präsentator oder Trainer. Vor- und Nachteile können getrennt voneinander aufgeschrieben werden, die Agenda oder ein Themenspeicher können auf dem einen sichtbar stehen, während auf dem anderen aktuell gearbeitet wird.
Ebenso sinnvoll ist ein Medienwechsel zwischen PowerPoint, Overhead und Flip-Chart. Durch einen gelegentlichen Wechsel ergeben sich immer wieder neue visuelle Reize für die Zuschauer. So können Fakten mit PowerPoint projiziert werden und daneben auf dem Flip-Chart Arbeitsergebnisse notiert werden. Planen Sie gezielt Visualisierungen auf dem Flip-Chart zu zeigen, auch wenn es mit PowerPoint auch ginge. Eine Handzeichnung ist lebendiger als die zehnte Folie mit Konstruktionszeichnungen.
7. Vorbereitung
Ähnlich wie bei PowerPoint können Sie auch Flip-Charts vorbereiten. Beschriften Sie Charts vorher und blättern Sie sie im entscheidenden Moment auf. Sie können auch halbfertige Zeichnungen vorbereiten und dann live ergänzen.
Verwende Sie Listen, bei denen Sie nicht gleich alle Punkte zeigen wollen, hilft ein kleiner Trick: Schreiben Sie zunähst die ganze Liste. Heben Sie nun den unteren Rand des Blattes an und decken Sie damit die Liste ab, so dass nur die Überschrift noch zu sehen ist. Fixieren Sie dabei das Blatt mit einem kleinen Stück Krepp-Klebeband. Nun können Sie Stück für Stück aufdecken und dabei immer wieder mit dem Klebeband fixieren.
8. Protokoll
Um allen Teilnehmern hinterher das Mitgeschriebene zur Verfügung zu stellen, fotografieren Sie die Charts ab. Per Mail ist so in Windeseile bei jedem die Erinnerung an Ihre lebendigen Charts sofort wieder präsent.
Bilder: Neuland
die tipps sind echt super. hat mir auch geholfen ich bevorgzuge flip chart habe zwar auch nciht die beste schrift aber mann sich ja zusammen reißen und mal in druckschrift schreiben, dass müsste ja jeder lesen können
Kommentiert von: Flug | 25. Februar 10 um 15:44 Uhr
Hallo Michael,
vielen Dank für diese wertvollen Tipps, die ich zukünftig beherzigen werde.
Kommentiert von: stopherl | 06. April 09 um 16:28 Uhr
Hallo Herr Zirbik
Herzlichen Dank für Ihre Ergänzung und den Hinweis zum Artikel, den ich eben herunter geladen habe und gleich lesen werde.
Sie werden demnächst hier noch mehr zum Thema finden.
Herzliche Grüße
Michael Moesslang
Kommentiert von: Michael Moesslang | 02. Januar 08 um 11:39 Uhr
Hallo Herr Moesslang, Ihre Tipps sind angekommen und ausgesprochen nützlich. Ich möchte das noch für PPT-Enthusiasten ergänzen, denn es gibt immer noch zu viele Katastrophen auf den Leinwänden der Republik.
Neue Erkenntnisse zur gehirngerechten und damit besonders wirkungsvollen Gestaltung von PPT-Präsentationen liefern Psychologen der Universität Köln in der Fachzeitschrift "Gehirn & Geist" (4/2006). Dabei berücksichtigen die Präsentations-Helfer zwei zentrale Konzepte der Kognitionspsychologie:
1. Das Arbeitsgedächtnis kann nicht mehr als 7 Informationen gleichzeitig verarbeiten - Cognitive Load-Theorie
Lösung: Informationen intelligent bündeln
2. Informationen bleiben umso effektiver im Gedächtnis haften, je "tiefer" sie verarbeitet werden - Levels of Processing-Theorie
Lösung: Einsatz von Analogien und Methaphern
Sowohl die optimierte Bündelung von Informationen, als auch die Tiefe der Verarbeitung lassen sich durch den Einsatz von Grafiken und Bildern enorm fördern.
Oder bildlich ausgedrückt:
5000 Quadratmeter können Sie sich vielleicht nicht so gut vorstellen, aber einen Fußballplatz haben Sie recht schnell vor Ihrem geistigen Auge und damit eine Vorstellung der 5000 Quadratmeter.
Hier der Link zum Artikel in der Zeitschrift Gehirn&Geist. Dort finden Sie auch Links zu Beispielen gehirngerechter PPT-Präsentationen - eine Offenbarung für gelungenes Präsentieren mit PPT:
http://www.spektrumverlag.de/artikel/836049
Kommentiert von: Jürgen Zirbik | 01. Januar 08 um 20:34 Uhr
Vielen Dank Herr Moesslang. Sie haben mich gerade inspiriert. Ich habe bisher den Einsatz dieser beiden Medien von der Raumgröße und Anzahl der Zuhörer abhängig gemacht:
Weniger als 20 Zuhörer: Flipchart und alles darüber PowerPoint. Weil der Flipchart eigentlich die bessere Lösung ist. Die Aufmerksamkeit gilt mir als Referenten, bei Powerpoint kann es schon passieren, dass die Zuhörer zu Zuschauern werden :-)
Kommentiert von: Kai-Jürgen Lietz | 30. November 06 um 10:22 Uhr