Ich hatte neulich ein recht unschönes Erlebnis in der S-Bahn. Ich kam herein und setzte mich neben eine junge Studentin (das war beileibe nicht das unschöne daran!). Diese hatte ihre Füsse auf den Platz gegenüber gelegt – ganz vorsichtig auf die Kante, damit sie die Sitzfläche möglichst nicht verschmutzt. An der nächsten Station kam dann das Unglück in Form einer älteren Dame herein.
Motzend zwängte sie sich zwischen meinen Beinen und denen eines mir gegenübersitzenden Schülers durch. Sie ließ sich auf den Sitz fallen. Nun blaffte sie die Studentin an, was für eine Unverschämtheit es ist, die Füsse auf den Sitz zu legen. Kurze Pause. Ich überlegte schon etwas zu sagen, doch ich gehe Streit gerne aus dem Weg.
Nun erfolgte der nächste Angriff, diesmal gegen den Schüler, der so mit seinem Gameboy beschäftigt war, dass er – lässig-cool wie Schüler das gerne machen – schräg auf dem Platz hockte. Dabei ragte wohl etwas auf den Platz der Dame hinüber. Sie beschwerte sich lautstark darüber.
Nun fühlte ich mich gezwungen den Anwalt der beiden zu spielen, die sich offensichtlich nicht gegen eine Dame zu sagen trauten, die ihre Oma oder Uroma sein könnte. Natürlich war sich die Dame keiner Schuld in Bezug auf ihr unfreundliches Verhalten bewusst. Vielmehr musste auch ich mir anhören, dass es keine Art sei, die Füsse auf einen anderen Platz zu legen. Abgesehen davon, dass sie sogleich einen Angriff auf mein Sexualleben startete.
Nun interessiere ich mich für Etikette und habe einmal nachgelesen, was diese zu Füssen auf dem Sitz sagt. Ein weiterer Anlass war eine zweite Beobachtung wenige Wochen zuvor: ein eleganter Herr, der in der Ersten Klasse des ICE München-Stuttgart seine Füsse ebenfalls auf dem ihm gegenüber liegenden Sitz platzierte. Dieser zog allerdings die Schuhe aus und legte zusätzlich eine Zeitung auf das Polster.
Also, was ist nun erlaubt? Was glauben Sie?
Die Schuhe auszuziehen ist schon einmal tabu. Das darf in der Öffentlichkeit niemanden zugemutet werden, da sowohl der Anblick als auch ein eventueller Geruch (und sei es nur nach dem Leder der Schuhe) für Andere eine Zumutung sein könnte. Doch erstaunte mich, dass es Knigge tatsächlich erlaubt, die Schuhe auf den Sitz gegenüber zu legen. Es gibt dazu zwei Voraussetzungen: erstens der Platz ist absolut frei, also nicht nur kurzfristig verlassen. Und zweitens: Sie legen eine Decke oder Zeitung unter. Sie sehen, man lernt nie aus – und Stil bedeutet nicht nur Verbote.
Das Mädchen hätte also eine Zeitung gebraucht, der elegante Herr seine Schuhe angezogen lassen – und alles wäre in Ordnung gewesen. Allerdings vermutlich nicht für die keifende Frau. Selbst ihre Gesichtsausdruck und ihre Mundwinkel zeugten von häufigen Aggressionen und einer starken Unzufriedenheit mit sich selbst. Ein netter Zeitgenosse eben.
Na, und wie ist es im Café oder im Restaurnt - sind Sie da auch so großzügig? Sollte es dort auch gestattet sein, seine Füße auf die Sitze zu legen?
So, wie ich es für unangemessen und respektlos halte, mit Lockenwicklern im Haar einkaufen zu gehen oder seinen Müll, egal wo man ist, fallen zu lassen, sind Füße auf Sitzen in der Öffentlichkeit pöbelhaftes Verhalten. Das ist nicht verboten,korrekt, bleibt dennoch Pöbelverhalten.
Kommentiert von: Sophie Lunow | 19. August 15 um 11:06 Uhr
jaja die alten leute ahben halt nicht mehr soviel zu tun wenn sie rentner sind, also suchen sie sich ein nues hobby und das ist meis meckern. also meckern darüber wie schlimm die jugend von heute doch ist.
Kommentiert von: Flüge Australien | 15. Januar 10 um 15:55 Uhr