Charisma ist ein großes Wort (v. griech.: chárisma = Gnadengabe), das man selten jemanden zuschreibt. Doch es gibt sie, die Menschen, von denen jeder gleich verzaubert ist. Man schreibt Ihnen viel Gutes zu. Denn Sie scheinen jeder Situation gewachsen. Doch was steckt dahinter?
Die Frage ist doch einerseits, woran wir es fest machen, dass jemand charismatisch wirkt. Und die zweite Frage ist, wie es die- oder derjenige schafft, so wirken zu können. Versuchen wir uns zunächst einer Antwort auf die erste Frage zu nähern.
Zum einen wirken sie ruhig und ausgeglichen. Es scheint sie nichts zu stören, es kommt keine Hektik, kein Stress auf. Und diese Ruhe strahlen sie auch noch aus, so dass andere eher davon angesteckt werden. Ihre Bewegungen sind entsprechend ruhig, wirken leicht erhaben ohne überheblich zu wirken. Haltung und Gang sind aristokratisch und gerade. Doch keineswegs leidet die Dynamik darunter. Sie verstehen es, sich ruhig, jedoch nicht langweilig zu bewegen.
Ihre Stimme ist eher tief. Dabei reden Sie nichts unnötiges – was sie sagen hat „Hand und Fuss“. Sie streiten nicht mit Gesprächspartnern darum, wer Recht hat. Sie urteilen nicht über andere. Doch all das sieht natürlich jeder ein bisschen anders – und es gibt für jeden dieser Punkte auch Gegenbeispiele. Doch im Großen und Ganzen sind das die Eigenschaften, die von den meisten genannt werden.
Doch neben diesem beobachtbaren Verhalten ist noch mehr. Wir fügen aus den Beobachtungen durch Vergleich und Assoziationen mit Bekanntem ein Gesamtbild des Menschen. So beginnen wir zu glauben, dass dieser Mensch mit dem gewissen Extra aufgrund seines Verhaltens einige Eigenschaften besitzen muss. Und diese wiederum sind Voraussetzung für Charisma.
So müssen wir das Gefühl haben zu diesem Menschen Vertrauen haben zu können. Das schließt auch so etwas wie Ehrlich, Gerechtigkeit und Fairness mit ein. Gleichzeitig müssen wir ihm etwas zutrauen, also an seine Fähigkeiten, Kompetenz und Stärke glauben, die Situation und die Aufgaben im Griff zu haben. Dann gibt es so etwas wie Integrität, also eine Übereinstimmung des tatsächlichen oder erwarteten Verhaltens mit den idealen Werten. Wenn diese Eigenschaften vorhanden sind, erfolgt automatisch die Zuschreibung von Autorität. Diese führt dazu diesem Menschen zu folgen, auf ihn zu hören und ihn als etwas Besonderes zu betrachten.
Da dies alles authentisch und glaubhaft gelebt werden muss, um von anderen auch erkannt zu werden, erklärt sich schnell, warum es nicht so einfach ist, sich ein charismatisches Verhalten einfach so anzutrainieren. Natürlich geht es. Charisma ist nicht – wie teilweise in Lexika verzeichnet – eine Gottesgabe, die man hat oder nicht. Doch warum es nicht so leicht ist, ist die Antwort auf die zweite Frage – und die beantworte ich im 2. Teil.
PS: Die Infografik basiert auf einer Leser-Umfrage mit der gestützten Frage „Kennzeichen einer charismatischen Führungskraft“ der managerSeminare, illustriert von © Michael Moesslang. Mehrfachnennungen waren möglich.
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