Ich male gerne. Zur Zeit nicht aktiv, doch ich habe es immer geliebt und werde es wieder tun. Um ein Bild zu malen oder eine Zeichnung zu erstellen ist es nicht das Wichtigste malen oder zeichnen zu können.
“The most important thing I look for in a musician is whether he knows how to listen.” Duke-Ellington
Das Wichtigste bei einem Maler ist, ob er schauen kann, das wichtigste für einen Musiker, ob er hören kann. Viele Maler können hervorragend mit Ihrem Werkzeug umgehen: Stift und Pinsel, Farbe und Malgrund. Doch wenn Sie die Dinge nicht sehen, den Gegenstand nicht erfassen, kommt dabei ein eher kraftloses Bild heraus. Ob es um das Spiel von Licht und Schatten, um die Farben, die sich im Licht ändern, oder um das Erfassen von Formen geht — zu allererst kommt das Schauen. Ebenso ist es in der Musik. Mit etwas Übung kann vielleicht jeder die Tasten eines Klaviers in der richtigen Reihenfolge drücken. Doch erst das Heraushören der Feinheiten bei großen Vorbildern macht aus einem Klavierspieler einen Musiker, dem die Menschen gerne zuhören.
Und so ist es mit jemanden der Reden hält; oder Präsentationen. Werden Sie ein guter Beobachter. Achten Sie auf alles, PowerPoint-Präsentationen mehr oder weniger ablesen und durch ein paar eigene Worte ergänzen kann jeder. Doch eine fesselnde und mitreissende Sache wird es erst, wenn der Präsentator zu allen Mitteln der Kunst greift. Und dafür braucht er ein Gespür, das er nur durch zuschauen und zuhören erreichen kann.
Gute Möglichkeiten gibt es im Fernsehen. Doch Vorsicht: Manches ist im Fernsehen anders. So versuchen Nachrichtensprecher wenig Gesten, Mimik und Kopfbewegungen zu machen — genau das Gegenteil dessen, was vor Live-Publikum angebracht ist. Der Bildschirm wirkt wie ein Rahmen und es wäre zu unruhig, würde die Kamera ständig Bewegungen einfangen. Auch das Licht spielt eine große Rolle beim TV. Andererseits gibt es bei manchen Moderatoren und Show-Mastern (gibt es diesen Begriff eigentlich noch?) hervorragende Beispiele. Von Kai Pflaume oder Günther Jauch ist so manches zu lernen, eher weniger von Thomas Gottschalk oder Stefan Raab. Dass beispielsweise Thomas Gottschalk trotzdem der erfolgreichste Moderator ist liegt an anderen Faktoren. Doch bitte kopieren Sie nicht sein Gezappel am Anfang jeder Wetten Dass-Sendung. Oder seine Art mit Gästen umzugehen. Als Gastgeber sollten Sie auch den Gästen mehr Gelegenheit geben ihre eigenen Sätze zu formulieren.
Auch Politiker sind nicht immer gute Vorbilder — doch wie gesagt — auch von schlechten Modellen lernen wir. Talk-Runden wie die von Berlin-Mitte zeigen schnell auf, was gut ist und was Sie besser nicht machen. Drehen Sie doch einmal den Ton ab und achten Sie dann nur noch auf die Mimik, Gestik und Haltung. Sie werden schnell merken, wer eher sicher wirkt, wer dominant, zurückhaltend oder aggressiv. Dazu brauchen Sie den Ton nicht.
Weitere Beobachtungsfelder sind natürlich Präsentationen in Unternehmen oder Reden. Beobachten Sie einmal professionelle Redner, die viel Bühnenerfahrung haben. Sie werden schnell feststellen, wie sehr eine Verbindung zwischen guter nonverbaler Performance und einer mitreissenden Rede besteht.
Wenn Sie gezielt auf das „Wie?“ achten und sich nicht nur auf den Inhalt konzentrieren, profitieren Sie doppelt.
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