Jerry Weissman ist langjähriger Präsentationstrainer und für die kniffeligen Fälle zuständig. Über 500 Unternehmen hat er beim Börsengang begleitet und die Vorstände auf die bohrenden Fragen der Journalisten, Aktionäre und institutionellen Anleger vorbereitet. Darunter Unternehmen wie Microsoft, Cisco Systems, Intel, Yahoo und Dolby Laboratories.
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Im Buch In the Line of Fire, bisher nur im Original erhältlich, geht es um Fehler und Lösungen in brenzligen Situationen. Schwierige Fragen gekonnt beantworten, kritische Fragesteller zufrieden stellend behandeln und eigenes Auftreten sind die Themen, die über den Erfolg entscheiden. Der Vorstand von Cisco bescheinigte Weissman dann auch, dass die Begleitung einen um 2 bis 3 Dollar je Aktie höheren Börsenstart ermöglichte.
Nun kann Weissman nicht Beispiele aus Unternehmen in einem Buch veröffentlichen, diese sind teilweise überholt und teilweise nicht für die Öffentlichkeit geeignet. Statt dessen nimmt er ausschliesslich Fernsehduelle aus Präsidentschaftswahlen von Kennedy bis Bush und analysiert kritische Stellen. Ein Blick auf die Uhr von Bush Senior im falschen Moment, Clinton, der auf eine Zuhörerin direkt zugeht, ein Lächeln oder eine oberflächliche Reaktion auf eine Frage: auch für Deutsche nachvollziehbare Beispiele machen die Bedeutung der Wirkung und der richtigen Antworten deutlich.
Insofern ist das Buch reich an Beispielen, manchmal sind die Beispiele jedoch zu umfangreich. Rund die Hälfte des Buches befasst sich mit der detaillierten Untersuchung wörtlich wieder gegebener Dialoge. Wirklich gut dargestellt sind jedoch die Techniken, die Weissman als Lösungen anbietet, ebenfalls durch anschauliche Beispiele belegt.
Empfehlenswert ist dieses Buch nicht nur für Vorstände und Politiker. Jeder, der kritisches Publikum hat — zum Beispiel Pressesprecher, Trainer oder kontroverse Wissenschaftler — oder für derartige Situationen gerüstet sein will, kann dieses Buch ein erster Helfer sein. Doch ohne die Techniken wirklich einzustudieren, wird es nicht klappen. Das Werk kann nur die Techniken aufzeigen, ohne intensive Übung geht es nicht.
Ein kleines Problem könnte die Sprache sein. Weissman hat Drama studiert und verwendet eine sehr wortreiche und gewählte Sprache. Wer eher das einfache Amerikanisch gewöhnt ist, kommt ohne Wörterbuch nicht aus. Andererseits verwendet er viele Metaphern und Idioms, die bildhaft das Verständnis erleichtern.
Als extra zu kaufende Ergänzung gibt es eine DVD mit einigen der gewählten Beispiele als Clip und Übungen. Diese besitze ich jedoch nicht, so dass ich keine Empfehlung aussprechen kann.
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