Schon nach zwei Jahren ist die GSA Convention 2007 die schönste und interessanteste Veranstaltung des Jahres für mich geworden. An internationalem und nationalem Aufgebot an Speaker kaum zu überbieten, wurden Emotionen, Lachmuskeln und Sehnsüchte bis zum äußersten gereizt. Vorträge, die betroffen machten, Vorträge, die humorvoll waren und Vorträge, die Lust auf Veränderung machten.
Die zweite Jahres-Convention der German Speakers Association fand diesmal im nh Hotel Dornach bei München statt. Am Vorabend fanden Neuwahlen des GSA Präsidiums statt. Die Satzung beschränkt die Präsidentschaft auf zwei Jahre und so wurde der Gründer und bisherige Präsident Siegfried Haider nunmehr zum Vizepräsidenten gewählt. Als neue Präsidentin steht Sabine Asgodom der GSA für die nächsten zwei Jahre vor.
Was hat ein Pfarrer auf der Veranstaltung professioneller Redner zu suchen? Prof. Dr. Thomas Schwartz konnte qualitativ durchaus mit seinen Kollegen mithalten und sprach unpathetisch über die Suche nach Fülle und Glück. Seine mitlaufende Präsentation war passend zu seiner eigenen „Uniform“ mit weisser Schrift auf schwarzen Grund – ungewöhnlich schlicht und doch so stimmig. Zumal er sich auf maximal einen Halbsatz pro Folie beschränkte. Mit Humor kommentierte er seinen eigenen Berufsstand, mit variantenreicher Stimme zeigte er, dass auch Pfarrer reden können ohne zu langweilen. So könnten die Kirchen wieder voller werden!
Mein Favorit jedoch war eindeutig Billy Selekane, Zulu aus Südafrika, der mit seiner Rede „Tribal Positivity“ eine hohe Messlatte für die folgenden Redner setzte. Mit den fünf Aussagen eigentlich simplen Tradition, Verantwortung, Beteiligung, Glauben und Erfahrungen zeigte er auf, wie seine Urahnen bereits gegen die Engländer siegten — weil Sie barfuss gegen eine Armee von Stiefelträgern antraten. Der einzige Sieg einer Armee über die Briten. Der ehemalige Präsident der National Speakers Association of South Africa trat dabei selbst in schicken Anzug und barfuss auf. Seine Botschaft verstand er dabei als Anregung für unsere Gesellschaft und Unternehmen: „The Chief never ruled the people, he ruled through the people.“ oder das, was er als Ubuntu bezeichnete: „I am what I am because of what you are.“
Der letztes Jahr in die Hall of Fame aufgenommene Nikolaus B. Enkelmann setzte dann zu seinem Vortrag „Rhetorik: Der Weg zu Ihrer Spitze“ an. In klassischen Rhetorik-Stil gehalten zeigte er die anhaltende Bedeutung von Rhetorik mit seiner zentralen Botschaft: „Der, der reden kann, wird vorgeschickt und sitzt eines Tages an der Quertafel des Lebens.“
Äußerst humorvoll präsentierte Hans-Uwe L. Köhler sein Konzept des Love Selling Projects. Ich habe ihn vor Jahren schon einmal erlebt. Doch ich kann mich nicht erinnern, dass er damals schon so pointenreich Verkaufen mit Flirten verglichen hat. Wie die Salven eines Maschinengewehrs reihte sich ein Lacher an den anderen — der einzig wirklich witzige deutsche Redner. Viele amerikanische sollten noch folgen.
Mikki Williams war die erste. Eine schrille Person, deren Titel auch lautete: „Speak Loudly and Carry a Big Shtick.“ Sie erzählte von ihrem ersten Auftrag in Deutschland: Der Kunde bat sie, nicht so lustig zu sein, da deutsches Publikum keinen Humor habe. Sie wollte zunächst nicht annehmen, da Ihre Botschaft humorvoll vorgetragen wird. Sie nahm an. Auf der Fahrt vom Frankfurter Flughafen nach Karlsruhe meinte nach 60, 70 Kilometer eine mitgereiste Mitarbeiterin: „Diese Stadt muss ja ganz schön groß sein.“ Welche Stadt sie denn meine? „Na, Ausfahrt.“ — Diese Geschichte erzählte Mikki Williams zu Beginn und das deutsche Publikum hat für den Rest Ihrer Rede mehr gelacht, als sie es von Amerikanern gewohnt war. Mikki hatte auch uns schnell im Griff. Sie ankerte uns auf „Yoh!“ und zeigte uns weitere Möglichkeiten, wie man sein Publikum ankern kann. Zum Schluss forderte Sie uns auf, auf der Bühne Risiken einzugehen: physische, intellektuelle, emotionale und spirituelle Risiken.
Zwischen den großen Vorträgen gab es an beiden Tagen in kleineren Räumen Dutzende von Workshops und Podiumsdiskussionen. Für jeden der rund 200 Gäste war etwas dabei. Auch zahlreiche namhafte Trainer gaben sich hier ein Stelldichein: Andreas Buhr, Eva Loschky, Boris Grundl, Klaus Gunkel, Margit Hertlein und die neue Präsidentin Sabine Asgodom. Auch für die Zielgruppe interessante Workshops von Firmenvertretern waren darunter. So sprachen Sarik Weber (Cellity AG), Greta Andreas, Bodo Wardin und einige Chefredakteure und Personalreferenten.
Am Abend geht’s traditionell nobel zu: schwarzweiß, also Smoking und Abendkleid. Eine schöne Gesellschaft! Liz Howard, Gospelsängerin mit vier Oktaven und Trainerin, erzeugte auf Ihre Art Gänsehaut und Standing Ovations. Und noch vor der Hall of Fame Zeremonie sollten uns zwei weitere Highlights geboten werden. Da war zunächst ein Mann, der als „Professional Summarizer“ angekündigt war. Wer sollte sich da etwas darunter vorstellen? Als jedoch der Name Dale Irvin fiel, sprangen einige sofort auf und liessen ihre weissen Stoffservietten über den Kopf kreisen. Es waren zunächst nur diejenigen, die im Juli auf der NSA (National Speakers Association USA) zu Besuch waren. Doch wir alle nahmen letztlich unsere Servietten und machten mit — ohne die Bedeutung zu kennen. Es ist wohl in USA eine Steigerung zu Standing Ovations.
Dale Irvin griff aus jedem der Vorträge der General Session (Hauptbühne) ein paar Aussagen auf und zog diese Variantenreich ins Lächerliche. Ein Angriff auf die Lachmuskeln, der kaum auszuhalten war.
Ein weiteres Highlight war ein Oberschwabe. So jedenfalls stellte sich Johannes Warth, ein Theo Lingen nicht unähnlich gestylter Mann auf der Bühne vor. Nachdem er aufzählte, dass einige der wichtigsten Erfindungen aus Oberschwabe kommen, nahm er die allgemeine Methode des Zielesetzens auf die Schippe. Eine Kerze seitlich der Bühne symbolisierte das Ziel, von der anderen Seite der Bühne, angeblich 7 Meter 36 entfernt, sollte dieses Ziel nun getroffen, also ausgeblasen werden. Nachdem dies clownesque vergeblich versucht wurde, holte er sich stärkeres Geschütz: einen alten Englischen Langbogen. Keiner traute ihm zu, dass er schiesst, und plötzlich und unvorbereitet schwirrte der Pfeil durch die Luft und traf exakt den Docht.
Mit der symbolischen Übergabe eines großen goldenen Schlüssels überrechte nun Siegfried Haider sein Präsidialamt an Sabine Asgodom. Sigi selbst wurde zum Vizepräsidenten gewählt und bleibt somit dem Verband für weitere zwei Jahre verbunden.
Nachdem im ersten Jahr Samy Molcho, Nikolaus B. Enkelmann und Jörg Löhr in die Hall of Fame aufgenommen wurde, haben die Mitglieder diesmal Prof. Dr. Lothar J. Seiwert, Hans-Uwe L. Köhler sowie Edgar K. Geffroy gewählt. Die Laudatoren waren für Prof. Lothar J. Seiwert Nikolaus B. Enkelmann, für Hans-Uwe L. Köhler sein Co-Autor Gerd Müller-Gerbes und für Edgar K. Geffroy sein langjähriger Geschäftspartner Alfred Kremer.
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Bildbeschreibungen (von oben nach unten):
1. Sabine Asgodom mit dem goldenen Schlüssel, mit dem sie als Präsidentin für die nächsten zwei Jahre die GSA führt.
2. Billy Selekan, former President National Speakers Association of South Africa
3. Nikolaus B. Enkelmann
4. Gospelsängerin Liz Howard
5. Michael Moesslang — Monika Matschnig — Markus Hofmann
6. Marc LeBlanc, President Elect National Speakers Association USA — Sabine Asgodom, President GSA — Hans-Uwe L. Köhler, HoF — Prof. Dr. Lothar J. Seiwert, HoF — EDgar K. Geffroy, HoF — Siegfried Haider, Vize President GSA — Joe Sherre, World President International Federation for Professional Speakers
Lieber Michael Moesslang,
tolle Zusammenfassung der zwei Tage. Schön, auf diese Art und Weise die Convention nochmals revue passieren zu lassen. Es waren, wie auch schon letztes Jahr, zwei inspirierende und bereichernde Tage.
Danke
Liebe Grüße aus Wien
Sabine Prohaska
Kommentiert von: sabine prohaska | 14. September 07 um 19:38 Uhr
Hallo Michael,
ich bin sehr begeistert von deinem Blog. Die Zusammenfassung der GSA Convention ist dir wirklich sehr gut gelungen. Du hast den Spirit der beiden Tage sehr gut rübergebracht. Salzburg 2008 - wir kommen! :-)
Lieben Gruß - Markus
Kommentiert von: Markus Hofmann | 13. September 07 um 21:06 Uhr