Ich sage: Lampenfieber muss nicht sein — weder als quälender Zustand vor und während eines Auftrittes, noch als der Kick, ohne den es an Spannung fehlen würde. Fieber ist eine Krankheit und ist uns nicht allen Gesundheit lieber?
Es ist wie in der richtigen Medizin: Es gibt jede Menge Hausmittelchen, manche helfen, manche auch nicht. Und es gibt echte Therapien die akut oder präventiv helfen. Was ist Lampenfieber, Bühnenangst oder einfach nur die Nervosität vor dem Auftritt eigentlich? Es gibt zwei Aspekte:
Vor dem Auftritt
Erstens Lampenfieber als Vermeidungstaktik, wenn es darum geht überhaupt aufzutreten. In unserem Kopf rumort es, es spielen sich mehr oder weniger bewusst Szenen, manchmal sogar Horror-Szenerien ab. Die Folge: entweder eine große Angst vor dem Auftritt oder es führt sogar dazu, den Auftritt zu vermeiden. Viele Menschen lehnen es kategorisch ab vor einer Gruppe zu stehen — und wenn es die eigenen Kollegen sind. Sie setzen alles daran, dass andere diesen Job übernehmen. Sie vergeben sich damit auch Chancen. „Denn man sieht nur die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht“ hat Berthold Brecht getextet. Und damit eine zentrale Weisheit jeglicher Karriere aufgetan. Nur wer es versteht, auf sich aufmerksam zu machen, sich selbst zu vermarkten, wird langfristig den Erfolg haben, der seiner Leistung entspricht. Oder anders gesagt: wer immer nur still anderen zuarbeitet, wird übersehen, wenn es darum geht Anerkennung, Positionen oder Projekte zu vergeben.
Geht man davon aus, dass all unser Handeln immer eine positive Intention hat, dann muss es ja für irgend etwas gut sein. Doch was ist so wichtig, dass viele dafür in Kauf nehmen nicht befördert zu werden? Die für uns selbst vorteilhafte Absicht, die dahinter steckt, zielt dabei vielleicht auf etwas ganz anderes ab. Im Coaching gilt es dies heraus zu finden. Schützen wir uns vor peinlichen Momenten? Können wir unseren eigenen Anspruch an einen perfekten Auftritt nicht erfüllen? Ist uns eingetrichtert worden, uns nicht in den Mittelpunkt zu spielen? Es gibt viele mögliche, meist unbewusste Überzeugungen. Das Resultat ist, dass uns unsere Emotionen und unser Körper durch Lampenfieber daran hindern wollen, gegen diese Überzeugungen zu verstossen. Lampenfieber ist hier ein Symptom, ein Signal, eine Methode, mit der uns unser Körper auf etwas aufmerksam macht, das ihm wichtig ist.
Hier hilft nur eines: das Arbeiten an tief liegenden Glaubenssätzen, wie die Überzeugungen genannt werden. Ob mit NLP, Kinesiologie, Aufstellungsarbeit oder anderen Methoden: Lampenfieber kann dermassen weitreichende Folgen haben, dass sich eine genauere Beschäftigung damit lohnt.
Während des Auftritts
Anders sieht es aus, wenn wir bereits auf der Bühne oder vor Publikum stehen. Jetzt ist es zu spät zu vermeiden. Stellt sich erst jetzt die übermässige Nervosität ein, sind vermutlich andere Faktoren im Spiel. Und die haben eher natürliche Ursachen. Jetzt geht es um Gefahr, Anspannung und Flucht. Die „Überzahl an Feinden“, also das Publikum, wird als Bedrohung wahr genommen. Der Körper reagiert wie in jeder Notsituation: er schüttet sofort Adrenalin aus. Und das führt dazu, dass — stark vereinfacht — die ganze Energie in den Gliedmassen und nur noch wenig im Gehirn zur Verfügung steht. Wir können nicht mehr klar denken, bekommen einen Tunnelblick, bringen die richtigen Worte nicht mehr heraus und dergleichen mehr. Gleichzeitig spannt sich unser Körper an, bereit zur Flucht oder zum Angriff. Er setzt die Energie in Bewegung um. Die Folge ist beispielsweise ein Redner, der ständig auf und ab läuft — wie ein Tiger im Käfig.
Diese Anspannung ist das, was „Bühnenangst-Patienten“ als angenehm oder gar notwendig empfinden und deswegen Dinge sagen wie „ein bisschen Lampenfieber braucht man doch, sonst wird es langweilig“ Ich möchte dabei nicht abstreiten, dass für viele Lampenfieber auch eine Kick darstellt, ähnlich wie Bungee-Jumping oder S-Bahn-Surfen. Schließlich geht es um einen Adrenalin-Ausstoss. Doch glaube ich nicht, dass es wirklich nötig ist und Lampenfieber zu Recht die Bezeichnung „notwendiges“ Übel trägt. Die „Rampensau“ lässt grüssen. Doch ist es nicht viel besser ohne: Stellen Sie sich nur vor, Sie stehen auf einer Bühne, vor Ihnen sitzen tausende von Leuten und Sie wirken absolut locker und souverän — eben weil Sie kein Lampenfieber haben!
Doch was genau sind jetzt Methoden, die gegen ein Fieber helfen, dessen Temperatur sich nicht einmal messen lässt?
Methoden: den Kampf aufnehmen
Zum Einen sind es mentale Techniken, die uns weiter helfen, ähnlich vieler Angst-Therapien. Zum Anderen sind es tatsächlich „Hausmittelchen“ und kleine Tricks, mit denen Sie wieder Herr über Ihre Emotionen werden. Ich werde hierzu in loser Folge einige nachvollziehbare und wirklich wirkungsvolle Tipps veröffentlichen. Methoden wie Reframing, Worst-Case-Szenario, Dissoziieren, Ankern, Bühne einnehmen oder Atemtechniken helfen selbst dem größten „Angsthasen“ ruhig und gelassen zu werden. So können Sie sich voll und ganz auf Ihre Inhalte, Ihre Performance und Ihr Publikum konzentrieren. Schauen Sie wieder hier im Blog vorbei oder vereinbaren Sie ein Coaching mit mir.
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