Erinnern Sie sich an die berühmte Becker-Faust: Boris Becker ballte auf dem Platz die Hand zur Faust und machte mit dem Arm eine sehr kräftige Bewegung. Nein, Becker hatte vermutlich kein Lampenfieber, er wollte sich vielmehr in den richtigen Zustand bringen, das Spiel zu gewinnen. Mit der selben Technik können Sie Ihren Zustand bei einem Auftritt so abrufen, wie Sie ihn möchten. Sich so fühlen, wie Sie es möchten. So können Sie Nervosität, Unsicherheit und Lampenfieber ganz leicht los werden.
Die Becker-Faust ist ein Anker. So nennt man einen Auslöser, der eine automatische Reaktion des Körpers abruft. Sie erinnern sich an die Pawlow’schen Hunde? Die Glocke war der Anker, der die Produktion von Speichel auslöste. Das selbe kennen Sie von verschiedensten Ankern: Bremst der Wagen vor Ihnen und Sie sehen das Bremslicht gehen Sie in Bremsbereitschaft, ohne auch nur im geringsten darüber nachzudenken. Läuft im Radio ein bestimmtes Lied löst es bei Ihnen sofort Erinnerungen und Emotionen aus, Ihr Zustand verändert sich. Manche Raucher kennen auch diesen Anker: Sobald ein Telefonat eines Bekannten eingeht, folgt unbewusst der Griff zur Zigarette. Auch die Werbung arbeitet viel mit Ankern.
Anker lösen die unterschiedlichsten Reaktionen aus: Erinnerungen, Stimmungen, Emotionen, Handlungen, Reflexe, sogar allergische Reaktionen des Körpers. Und Anker können auf verschiedenste Art ausgelöst — abgefeuert — werden. Ein Lied, ein Bremslicht, eine Berührung, eine Beobachtung, ein Geschmack oder auch eine selbst und bewusst ausgeführte Bewegung oder Berührung.
Nun können Sie sich in wenigen Situationen vor Ihr Publikum stellen und bevor Sie loslegen die Becker-Faust abfeuern. Besser ist, Sie suchen sich einen Anker, der für andere unbemerkt bleibt. Pieksen Sie sich mit dem Nagel des Daumens an der Innenseite des kleinen Fingers. Oder legen Sie den Ringfinger über den kleinen und drücken mit Kraft darauf. Es ist wichtig, dass es etwas ist, was Sie nicht zufällig auch machen würden.
Nun bringen Sie sich in einen starken, ressourcenvollen Zustand. Einen Zustand, indem Sie sich sicher, souverän und kraftvoll fühlen. Das geht am besten, wenn Sie sich an eine Situation erinnern, bei der Sie in diesem Zustand waren. Erinnern Sie sich daran mit allen Sinnen und versetzen Sie sich so intensiv wie möglich in die Situation und damit in den Zustand. Wenn der Zustand optimal und am stärksten ist, dann setzen Sie Ihren Anker. Das Unterbewusstsein verbindet nach einigen Malen Zustand und Anker miteinander. Das Ziel ist dabei, dass es künftig auch umgekehrt funktioniert, das heißt, dass der Anker den Zustand auslöst. Versetzen Sie sich also immer wieder in den Zustand und immer wenn er am stärksten ist, setzen Sie den Anker. Manchmal sind drei Wiederholungen nötig, manchmal dreissig.
Nach einer Weile testen Sie, ob das Ankern bereits den gewünschten Zustand auslöst. Tut er das, können Sie ihn einsetzen. Ob Ihre persönliche „Becker-Faust“ eine souveränen Zustand vor Auftritten und Präsentationen erzeugen soll, Ihre Konzentration steigern oder Sie bei verbalen Angriffen gelassen machen — wenn Sie sich Anker setzen haben Sie eine hervorragende Möglichkeit sich jederzeit in den richtigen Zustand zu versetzen.
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