Wer am Vorabend das „Kanzler-Duellchen“ — oder Duett? — gesehen hat, hat selbst bei diesen beiden zarte Versuche erlebt, den anderen schlecht zu machen. Oder zumindest die Partei des anderen. Wer andere Politiker gehört hat — von Schröder bis Söder — kennt das noch stärker. Von Guttenberg versprach, nicht einmal Namen oder Parteien zu nennen. Und das tat er auch nicht. „Ich glaube, dass wir in einem Wahlkampf Besseres zu tun haben, als uns eine Stunde nur mit dem politischen Wettbewerber zu beschäftigen.“ sagte er. Okay, er machte Andeutungen und gab Hinweise, doch eher humorvoll.
Für mich war natürlich interessant, wie er sich rhetorisch schlägt. Als kritischer Beobachter ist mir nur eine linke Hand aufgefallen, die immer wieder in der Hosentasche verschwand. Ansonsten: schulbuchmässig perfekt. Er stand gerade, Knie weich, Füsse parallel, Hände nie auf das Rednerpult gestützt, nur gelegt, nie den bösen Zeigefinger oder die schlagende Hand vieler seiner Kollegen. Sein Blickkontakt war gut, seine Betonungen und einfach alles. Jetzt ist Perfektion alleine nicht ausreichend, die Menschen zu begeistern. Was macht diesen Menschen aus? Er strahlt zweifelsohne eine absolute Präsenz und Selbstsicherheit aus, ohne arrogant zu wirken (Hochnäsigkeit könnte man auf dem Bild eher mir zuschreiben, doch das Bild ist aus der eigenen Hand geschossen, mitten in der Menschenmenge, die nach seinem Auftritt Autogramme und Bilder wollte).
Seine Wirkung — neben der nonverbalen — kommt durchaus aus dem Inhalt. Er hat Humor und ist dabei vor allem selbstironisch. Er spricht frei, lediglich einen kleinen Stichwortzettel zur Gliederung seiner Rede hat er vor sich. Er ist ehrlich, und zwar viel ehrlicher, als wir das von Politikern gewohnt sind. Er spricht die Dinge an, die sonst nicht gelogen, aber ausgeklammert werden. Er sagt, was Wähler denken und was Politiker verschweigen, weil es nicht Wahlkampftauglich sei. Er erklärt auch, wie ihn die negativen Schlagzeilen emotional berühren („kaltes Herz“ als er für Opel Insolvenz vorschlug). Und er erzählt Geschichten, z. B. wie oft er mit Peter Gauweiler, seinem Gastgeber, schon aneinandergeraten ist. Sofort macht er diesem wieder ehrliche Komplimente.
Guttenberg hat überzeugt, ohne die lauten Worte, ohne Aggression, ohne Plattitüden oder hohle Worte. Er versteht es, perfekt zu wirken und zu sprechen.
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