Naja, persönlich freut es mich, ohne Frage. Endlich eine eindeutige Regelung, die die Belästigung und die Sucht-Krankheit Rauchen aus gastronomischen Betrieben aller Art fern hält. Doch was bedeutet das für Seehofer und die CSU?
Es soll hier nicht um Politik im Speziellen gehen. Doch hier hat sich gezeigt, dass es eben „den Wähler“, wie Politiker das gerne nennen, nicht gibt. Es gibt Mehrheiten. Und die haben nichts damit zu tun, wer die lauteste Gruppe ist, wer im unmittelbaren Umfeld raucht oder was immer der Grund für Irrungen gewesen sein mag.
Sowohl die Gastwirte wie auch die CSU haben sich getäuscht: die ursprünglich strenge Regelung, die es ja schließlich schon mal gab, ist doch die beliebtere (ca. 60 Prozent!). Das schlechte Wahlergebnis damals, als Beckstein und Huber („die zwei Kurzen“) antraten, lag doch nicht am Rauchverbot. Den Wirten, die sage und schreibe 3 Prozent (!!!) Umsatzeinbussen bejammerten, fehlten wohl auch nicht die Raucher – vielleicht war es ja doch die Konjunktur?
Wem es schlecht ergeht, muss nicht gleich die Schuld einer Sache geben, die sich danach doch als ganz anders herausstellt. Der CSU hätte es gut getan, die Fehler bei sich selbst zu suchen. Auch die Wirte werden erleben, was in vielen anderen Ländern geschah: letztlich waren (fast) alle froh um das Rauchverbot und die Umsätze steigen sogar.
Mit geht es hier nicht um eine erneute Raucherdebatte oder darum, ob die CSU nun 45, 55 oder 65 Prozent haben sollte. Mir geht es hier darum, dass Politiker nicht wegen einem Gesetz oder einer aktuellen Idee gewählt oder abgewählt werden. Sondern wegen der Menschen. Okay, das wofür eine Partei steht, spielt immer auch eine Rolle. Doch wenn zwei so unbeliebte wie damals antreten, die sich obendrein in viele Fettnäpfe setzten, kann kein besseres Ergebnis herauskommen.
Wie ist das mit aktuellen Politikern? Sagen wir: Seehofer? Nicht gerade uneingeschränkt beliebt – und doch irgendwie sympathisch. Was mögen die Leute an ihm? Zumindest die, die ihn mögen, denn er polarisiert. Zunächst: was sind seine Minus-Punkte? Manche stört immer noch diese Affäre damals. Andere, dass sie nicht wissen, wofür er genau steht (bei welchem Politiker weiß man das schon genau?). Weil er zu den wenigen gehört, die nicht stur Koalitionslinie vertreten, sondern grundgesetzgerecht seine eigene Meinung vertritt.
Und was mögen die Leute jetzt an ihm? Seinen Humor, denn er ist witzig, macht nette und humorvolle Zwischenbemerkungen. Seine Hartnäckigkeit ohne diese aggressive Rhetorik eines Westerwelle, Beck oder Gabriel. Seine Gelassenheit und die Ruhe, die er ausstrahlt. Er wirkt nie, wie ein Kämpfer oder jemand, der nur auf Wählerstimmen aus ist, egal wie.
Und was rate ich ihm noch als Wirkungs-Coach? Seine Zurück- und Körper-Haltung. Er ist groß, 1,94 Meter – und versucht, wie leider viele, die glauben „zu groß“ zu sein, sich durch einen krummen Rücken kleiner zu machen. Bringt aber nix. Groß ist groß. Warum auch nicht? Und als First Gentleman im Freistaat gibt es keinen Grund zur Zurückhaltung. Die zeigt er nämlich auch in anderen Situationen. Beim fotografieren stellt er sich ganz hinten hin. Bei Talkshows hält er sich manchmal zu sehr zurück. Nicht ideal für einen Ministerpräsidenten.
Andererseits: Bescheidenheit kommt manchmal auch an, vor allem beim Volk. Bei anderen Politikern, Unternehmern und anderen Alpha-Tieren wohl eher kaum. Da ist Führungsverhalten gefragt. Und sonst? Den Humor öfters zeigen. Dann klappt das irgendwann schon wieder mit den 65 Prozent. Der „Aktenordner“ Edmund Stoiber war auch nicht von Anfang an beliebt.
Und die Wirte müssen sich jetzt auch nicht mehr entscheiden.
Kommentare