In zwei vorangegangenen Artikeln (1 und 2) habe ich Anforderungen an gute Körpersprache Seminare und Bücher gestellt. Ebenso habe ich Ihnen die besten Tipps zu Körpersprache versprochen. Hier die Top 10:
Tipp 1: Machen Sie Gestik
Jeder Mensch ist anders. Es gibt eben Menschen, die viel und große Gestik machen. Andere machen kleine oder (fast) gar keine. Die Ursachen liegen in der Persönlichkeit und Erziehung („Zapple nicht so rum!“), manchmal auch an der kulturellen Herkunft. Das Problem dabei: da wir an der Körpersprache „ablesen“, wie ehrlich, begeistert oder kompetent jemand ist, fehlt uns bei Menschen, die wenig Gestik machen, dieser Kanal. Wir können nicht oder zu wenig erkennen, was uns der Körper mitteilt. Deshalb meine Empfehlung für all diejenigen, die zu wenig Gestik machen: antrainieren!
Tipp 2: Machen Sie große Gestik
Beobachten Sie sich einmal auf einem Video oder vor einem Spiegel: wo ist das aktivste Gelenk, wenn Sie Gestik machen? Schulter, Ellbogen oder Handgelenk? Eine souveräne Gestik kommt aus der Schulter. Zumindest dann, wenn der Abstand zum gegenüber groß genug ist oder Sie vor Publikum stehen. Ellbogen und Handgelenk bewegen sich eher wenig.
Tipp 3: Machen Sie ruhige Gestik
Die einzige unangenehme Grundform der Gestik ist hektische Gestik, das „Herumfuchteln“. Jemand der sehr schnelle, womöglich schlagende Gestik macht, wirkt je nach Kontext verbissen, sich verteidigend oder aggressiv. Oder sehr nervös und unsicher. Je ruhiger und – in der Kombination mit großen Bewegungen aus den Schultern – je bedeutungsvoller die Gestik wirkt, desto kompetenter und überzeugender wirken Sie.
Tipp 4: Lassen Sie Gestik stehen
Wenn Sie einen Satz sagen und die (große) Gestik nach diesem Satz in der Luft stehen lassen, womöglich sogar über mehrere Sätze, wirkt dies noch überzeugender. Mag sein, dass Ihnen selbst das sehr eigenartig vorkommt. Doch wenn Ihre Worte passen und die Gestik wie selbstverständlich und unverkrampft stehen bleibt, dann unterstreicht das das Gesagte sehr.
Tipp 5: Achten Sie auf authentische Wirkung
Die Betonung liegt dabei auf Wirkung. Wer seine natürliche Authentizität lebt, stellt längst nicht sicher, damit gut anzukommen und zu überzeugen. Ziel ist vielmehr, ein der Situation angemessenes und für das Ziel hilfreiches Verhalten so zu leben bis es vollkommen authentisch wirkt. Jedes Erlernen neuer Fähigkeiten wird anfangs holprig wirken. Deshalb ist es nur nach dem Durchlaufen einer Phase des Übens möglich, letztlich authentisch zu wirken. Diese Phase können wir leider nicht überspringen.
Tipp 6: Vermeiden Sie einstudierte Gestik
Einstudierte Körpersprache wird aus zweierlei Gründen enttarnt. Erstens, wenn Sie versuchen für jede Aussage eine bildhafte Geste zu machen. Beispielsweise ein Herz in die Luft malen, wenn Sie von Liebe oder Herz sprechen. Eine natürlichere Geste wäre schon eher der Griff an Ihr Herz. Das andere Erkennungszeichen ist, wenn die Gestik zu spät kommt. Es reichen wenige Millisekunden, denn natürlich wirkende Gestik kommt vor oder spätestens zeitgleich mit dem jeweiligen Wort. Denken Sie bitte nicht über einzelne Gesten nach, lassen Sie einfach dem natürlichen Bewegungsdrang Ihrer Arme nach und achten Sie lediglich auf die Bewegung aus den Schultern.
Tipp 7: Vermeiden Sie negative wirkende Gestik
Bestimmte Politiker sind alleine deswegen unbeliebt, weil Sie starke Kampfrhetorik einsetzen. Beispielsweise mit den Händen in der Luft zu den Worten schlagen, womöglich noch mit ausgestrecktem Zeigefinger. Mit Predigergesten versucht der Redner seine Zuhörer klein zu halten: ausgebreitete Arme mit Handflächen nach unten. Schon das drehen der Handflächen nach vorne oder oben nimmt diese unangenehme Predigergeste. Andere Gesten, die unbeliebt machen sind Arroganz-Gesten: Nase nach oben oder die Augen am Ende des Satzes schließen.
Tipp 8: Vermeiden Sie Zeichen von Unsicherheit
Auch Unsicherheitssignale sind wenig hilfreich: sie lassen die Kompetenz gefühlt schwinden. Das hängt natürlich nicht tatsächlich zusammen. Doch zu viele Anzeichen von Nervosität nagen an der Überzeugungskraft. Achten Sie deshalb auf eine gerade Haltung, einen festen Blickkontakt, vermeiden Sie (zu viele) Berührungen an Kopf oder im Gesicht, wippen Sie nicht mit den Füssen oder den Knien, vermeiden Sie mit Gegenständen zu spielen (Stift, Ring) und zeigen Sie nicht, wenn Ihre Hand zittert, indem Sie auch noch Karten in die Hand nehmen.
Tipp 9: Zeigen Sie Emotionen
Begeisterung steckt an. So wie die meisten Emotionen. Nicht zuletzt deshalb sind Ihre eigenen Emotionen ein wichtiger Bestandteil des Überzeugungsprozesses. Zeigen Sie deshalb mit allen Möglichkeiten der Körpersprache Ihre (passenden und zielführenden) Emotionen. Der Effekt ist stärker als der Ihrer Worte.
Tipp 10: Lächeln Sie
Auch Ihre Mimik spielt im Reigen der Körpersprache ein wichtige Rolle. Neigen Sie dazu skeptisch oder sehr ernst zu schauen? Dann lächeln Sie statt dessen. Zeigen Sie Ihre Emotionen auch im Gesicht. Lassen Sie Ihre Augen und Ihre Augenbrauen sprechen. Jemand, der die Augen offen und die Augenbrauen hoch hat, wird als offen und positiv wahrgenommen.
Fast alle Tipps gelten übrigens weltweit, da Körpersprache in großen Teilen eine universelle Sprache ist. Trotzdem gibt es Unterschiede in den Kulturen. Präsentieren Sie im Ausland, achten Sie auf diese Unterschiede. In manchen Kulturen darf beispielsweise der Blickkontakt nicht zu lange sein, bestimmte Gesten haben eine andere Bedeutung oder nur bestimmte Emotionen dürfen gezeigt werden.
Ihr Michael Moesslang
Kommentare