Im Bundestag ist vor ein paar Tagen ein Streit um die Krawattenpflicht ausgebrochen: Zwei Abgeordnete von Grünen und Linken sollten eigentlich Schriftführer werden, doch ohne Krawatte dürfen sie nicht neben dem Bundestagspräsidenten sitzen. So viel Aufhebens um ein anderthalb Meter langes Stück Stoff?
„Es ist sehr fragwürdig, ob so manche Blümchenkrawatte von Koalitionsabgeordneten die Würde des Hauses hebt.“ meinte der Grünen-Fraktionsgeschäftsführer. „Aus dem überflüssigsten Kleidungsstück der Welt hat die Mehrheit des Ältestenrats eine Prinzipienfrage gemacht“, empörte sich die Fraktionsgeschäftsführerin der SED-Nachfolgepartei. Der Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) antwortete darauf politisch diplomatisch und offen: „Unter den möglichen amtierenden Präsidenten, also den Mitgliedern des Präsidiums, gibt es Einvernehmen, dass wir ein Verfahren brauchen, das allgemein praktikabel ist … um Übertreibungen nach der einen wie nach der anderen Seite möglichst auszuschließen.“ Und der Fraktionsgeschäftsführer der SPD pflichtete bei: „Wer im Präsidium sitzt, sollte nicht in Freizeitkleidung erscheinen.“
Als Joschka Fischer damals bei seiner Vereidigung in Turnschuhen erschien, war dies einen gezielt inszenierter Affront. Es war eine PR-Aktion der Partei, die Fischer gegen seinen Willen mitmachte. Doch wenn Abgeordnete dauerhaft – unabhängig von Präsidiumsämtern – in legerer Kleidung erscheinen, schaden Sie dem Ansehen des Bundestags, der deutschen Regierung, vor allem aber der Politik insgesamt. Es geht um Signale – auf beiden Seiten. Nicht um Persönlichkeitsentfaltung oder eine „Geschmacks- und Definitionssache“, wie es der Abgeordnete der Linken definieren wollte. Und die Volksvertreter eines mitteleuropäischen Landes sollten eine gewisse Form wahren. In England tragen die Mitglieder des Präsidiums Roben und Perücken aus früheren Jahrhunderten und es ist selbstverständlich.
Selbstverständlich sollte der Bundestag – offensichtlich geht es nicht ohne – hier klare Hausregeln festlegen. Zumal ein Gericht erst kürzlich beschieden hat, dass jeder Arbeitgeber berechtigt ist, zumindest bestimmte Kleidungsvorschriften festzuschreiben – verbindlich für die Mitarbeiter. Hier geht es um das Image des Unternehmens, dort um das der Politik.
In Unternehmen gilt es ebenso darauf zu achten. Je nach Branche, Position und Unternehmenskultur gilt eben Business (helles Hemd, elegante Schuhe, Anzug, Krawatte, bei Damen Hosenanzug oder Kostüm, geschlossene Bluse, bekleidete Beine, elegante Schuhe mit Absatz), Business Casual (offenes Hemd ohne Krawatte, elegante Schuhe, Anzug, bei Damen Hosenanzug, Kostüm oder Kleid, nur leicht geöffnete Bluse, bekleidete Beine, elegante Schuhe mit Absatz) oder Casual (Jeans etc.). Unternehmen sollten verstärkt darauf achten und die Unternehmen, die es bereits tun, wissen, wovon ich rede.
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