Gestern Nacht gab’s die Oscars, gestern Nacht habe ich mir den Film endlich ansehen können. Ich war begeistert, der Film zeigt das Coaching eines Königs, der stottert aber öffentliche Reden geben sollte. Auch wenn es in den Dreissigerjahren den Begriff Coaching nicht gab und Therapien auf einem ganz anderen Niveau als heute möglich waren.
Ganz anders geht Lionel Logue an die Sache, ein Australier, gespielt von Geoffrey Rush. Er nutzt Techniken, die durchaus mit heutigen Methoden vergleichbar sind: provokative Therapie oder die Suche nach prägenden Ursachen und daraus resultierenden mentalen Blockaden. Geoffrey Rush spielt ebenso brillant und hätte auch einen Oscar verdient.
Irgendwie aktuell, oder?: King George erfährt kurz vor seiner Krönung, dass Logue gar kein Doktor ist und ist entsprechend entsetzt. Darauf angesprochen stellt sich allerdings heraus, dass Logue sich auch nie als ausgebildeter Sprachtherapeut ausgegeben hat, sondern seine eigenen Methode bei traumatisierten Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg entwickelt hat. Das Ergebnis zählt, nicht die Titel.
King George V (1865—1936, König ab 1910) war der erste König Englands, der mit der modernen Technik der Rundfunkübertragung zu tun hatte. Ein König, der Ansprachen an sein Volk hält und so direkt in die Wohnzimmer Einzug erhält. „Wir sind zu Schauspielern mutiert.“ schimpft er und meinte: „früher reichte es noch als König auf einem Pferd sitzen zu können und nicht herunterzufallen.“ Als er stirbt folgt ihm zwar sein ältester Sohn Edward, doch dieser liebt eine zweimal geschiedene Amerikanerin und dankt nach weniger als einem Jahr ab, um sie heiraten zu können.
So muss „Bertie“ (Kurzform von Albert) ran, der sich King George VI nennt. Sein Stottern macht ihn jedoch zum Gespött der Menschen. Anfangs widerwillig, später als beste Freunde, arbeiten der „Coach“ Lionel Logue und seine Majestät daran, mit Atemtechnik, Körperbewegungen, Melodien und anderen Tricks, eine wichtige Radioansprache zu geben: der Zweite Weltkrieg war ausgebrochen. Logue ergründet auch mögliche Ursachen: King George VI wurde zur Rechtshändigkeit gezwungen, seine X-Beine wurden mit Stahlschienen gerade gebogen, sein Vater übte massiven Leistungsdruck auf ihn aus und seine Erzieherin hat den Bruder bevorzugt, ihn den Eltern vorenthalten und drei Jahre lang kaum zu Essen gegeben. Psychische Prägungen, die alle mögliche Ursachen für seine Sprachstörung sind.
An einer Stelle im Film stehen die beiden an einem offenen Fenster und Bertie soll laut Töne nach draußen rufen, tut dies jedoch widerwillig. „Jeder der Vokale aus dem Fenster schmettern kann, kann lernen eine öffentliche Rede zu halten,“ ermutigt ihn darauf hin Logue durchaus provokant und gleichwohl richtig.
Der Film hat heute Nacht vier Oscars bekommen für Drehbuch, Regie, Colin Firth als Bester männlicher Hauptdarsteller und Bestes Originaldrehbuch. King George VI regierte von Dezember 1936 bis zu seinem Tod im Februar 1952, seine Tochter Elisabeth sitzt noch heute auf dem Thron. King George starb unter anderem an Lungenkrebs durch starkes Rauchen!
Die Ursachen für Ängste, insbesondere bei starker Redeangst, Stottern oder anderer Symptome, die Reden oder Präsentationen beeinflussen oder unmöglich machen, werden auch bei Coaching mit NLP, dem Neurolinguistischen Programmieren, gesucht. Anders als in vielen klassischen Therapien wird die Ursache jedoch nicht mehrmals durchlebt, sondern möglichst schnell ein Weg entwickelt, der Abhilfe schafft. Ich selbst arbeite seit acht Jahren mit NLP und habe beste Erfahrungen gemacht. NLP ist eine Technik aus dem Bereich der Humanistischen Psychologie, die in den Siebzigerjahren in Amerika entwickelt wurde, damit noch recht jung und nicht vollständig erforscht ist, jedoch gute Erfolge erzielen kann.
>>> Lampenfieber – The King’s Speech (mit Trailer)
>>> The Telegraph: The Oscars 2011: glory for The King's Speech, Colin Firth and director Tom Hooper – mit Video und Text der Rede von Colin Firth
>>> Artikel zu Sicherheit und Souveränität
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