Mit vielen Preisen überhäuft bzw. dafür nominiert startet heute der Film „The King‘s Speech“ in den deutschen Kinos. Auch wenn ich es selten schaffe, ins Kino zu gehen, diesen Historienfilm werde ich mir anschauen. Es geht genau um mein Thema Lampenfieber. In diesem Film spielt der Schauspieler Colin Firth den britischen König George VI, Vater von Elisabeth II. Nach der Abdankung seines Bruders, King Edward VIII wurde er König, was er gar nicht so gern wollte. Seine ganz große Angst war nämlich, öffentlich zu sprechen. Er stottert, weswegen seine Frau Elizabeth Bowes-Lyon nach mehren erfolglosen Behandlungsversuchen durch englische Logopäden den australischen Logopäden Lionel Logue engagiert, der sich der Probleme des Prinzen annimmt. Bei Ausbruch des 2. Weltkriegs muss sich George IV dann per Rundfunk an die Nation wenden.
Interessant in diesem Zusammenhang finde ich, dass der Schauspieler und Hauptdarsteller Colin Firth, im Gala-Interview (Ausgabe 10. 2. 2011) zugibt, selber Angst zu haben, wenn er eine Rede halten muss. Und man sieht es bei der Golden Globe-Verleihung deutlich, dass er sich nicht wohl fühlt. Ein in vielen Filmen so selbstbewusst wirkender Schauspieler und Lampenfieber? Viele Schauspieler leiden unter Lampenfieber. Viele von Ihnen wenden – mehr oder weniger bewusst – eine Methode an, die „Reframing“ heißt. Sie sagen, dass sie das Lampenfiber unbedingt bräuchten, da sie sonst nicht mehr gut genug wären, routiniert-langweilig werden würden.
Deutliche Kurzatmigkeit und Konzentrationsprobleme bei Colin Firths Rede.
Ist das richtig? Ich glaube nein. Zumindest nicht objektiv. Und doch: beides ist nur ein Glauben, und das ist das, worum es geht. Es ist nicht wichtig, was objektiv richtig oder falsch ist. Wenn ein Schauspieler dadurch mit dem Lampenfieber besser umgehen kann, dass er sich sagt, er brauche es, ist das gut so. Dann hilft es ihm; das ist es, worauf es ankommt. Andererseits: warum hat Firth dann Lampenfieber, das sichtbar ist? Und was können Sie für sich daraus lernen?
Reframing bedeutet die Dinge in einen anderen Rahmen zu setzen, eine andere Bedeutung zu geben. Aus der unangenehmen Sache Lampenfieber wird so ein „notwendiges Übel, das dafür sorgt, gut zu sein.“ Reframing bedeutet, dass Sie erkennen, wer die Bedeutung von Lampenfieber bestimmt: Sie! Und das können Sie mit der herkömmlichen, unangenehmen Bedeutung, mit der Bedeutung des notwendigen Übels und genauso mit jeder anderen Bedeutung. Letztlich glauben Sie am besten das, was Ihnen des Leben und den Erfolg am leichtesten macht.
Beginnen Sie bei den Symptomen: woran merken Sie eigentlich, dass Sie Lampenfiber haben? Was passiert in diesem Moment in Ihrem Körper, welche Gefühle oder Symptome haben Sie? Und zwar zunächst frei von Wertung bitte. Das ist zunächst nicht einfach, denn diese Symptome nehmen Sie bisher womöglich nur am Rande wahr. Sind es feuchte Hände, ein pochendes Herz, ein trockener Mund, zitternde Knie oder Hände, schnürt es Ihnen die Kehle zu oder bekommen Sie einen Tunnelblick? Wenn Sie das genau wissen, fragen Sie sich als Nächstes: „Woher weiß ich, dass das Lampenfieber ist?“ Wie wäre es stattdessen mit:
- „Ach, meine Knie zittern? Na und!“
- „Ach, meine Hände sind feucht? Dann trockne ich sie eben!“
- „Ach mein Herz pocht? Gut, dass das niemand sieht, dann ignoriere ich es auch.“
Sie selbst haben die Wahl, die Symptome neutral oder gar positiv („Es hilft gut zu sein“) zu definieren.
Nach meiner Erfahrung leiden ungefähr 97 Prozent unter Lampenfieber. Manche bezeichnen es auch nur als Aufregung oder Nervosität. Für einen großen Teil reichen einfache Methoden wie die obige – und ich biete da rund ein Dutzend derartiger Techniken im Coaching, – für einen weiteren Teil ist es überhaupt nicht störend. Sie können ganz leicht damit leben. Lampenfieber wird dann zum Problem, wenn es die eigene Leistung behindert oder die Wirkung auf das Publikum negativ beeinträchtigt. Dann sollten Sie Techniken ausprobieren und im Falle, dass Sie alleine nicht zum Ziel kommen, einen Coach aufsuchen. Ich habe sehr gute Erfolge mit Klienten, die teilweise sogar unter sehr starkem Lampenfieber gelitten hatten. Denn manchmal ist auch ein prägendes Erlebnis Auslöser für langanhaltende Probleme vor Publikum zu sprechen. Ich bin jedoch der Meinung: störendes Lampenfieber muss nicht sein, für niemanden.
Ich bin gespannt auf dem Film und werde hier im Blog weiter berichten, wie der „persönliche Coach“ und Freund des Königs im Film mit der Redeangst umgegangen ist.
>>> Lampenfieber ist heilbar – ?
>>> Lampenfieber ein notwendiges Übel?
>>> Symptome neu definieren – Lampenfieber ade!
Ein wunderbarer Film, der gezeigt hat, dass Redeangst sehr häufig psychologische Ursachen hat, bzw. im Kopf entsteht. Ein wirklich gelungener Film!
Kommentiert von: Daniel | 17. Juni 11 um 18:05 Uhr