Haben Sie in Ihrem Unternehmen auch PowerPoint-Vorlagen für den einheitlichen Look im Corporate Design-Stil? Ist ja auch praktisch, dann machen es alle Mitarbeiter richtig und der Look und das Image sind gewahrt. – Oder???
Manche von Ihnen wissen, dass ich früher Designer war und damals war ich erfolgreich auf Corporate Design spezialisiert. Auch damals erstellte ich schon die ein oder andere PowerPoint-Vorlagen für Unternehmen, angepasst an Logo, Firmenfarben, Briefpapier, Unternehmensbroschüre und was sonst noch alles zum CD gehörte. Für mittlere und große Unternehmen habe ich oft komplette Neukonzeptionen oder Re-Designs gemacht. Was ich damals noch nicht wußte ist, worauf es beim Design von Präsentationen wirklich ankommt.
Und das werfe ich vielen Designer-Kollegen heute noch vor – oder sind es die Auftraggeber, die die Vorgaben machen?
Was läuft falsch? Schauen Sie sich eine übliche Vorlage an: Die Schrift ist fast immer zu klein. Dann ist oben ein gewisser Bereich für das Logo und vielleicht noch Gestaltungselemente aus dem Corporate Design. Manchmal ist auch die Headline dort oben integriert und darunter eine Linie. Unten gibt es wieder einen abgetrennten Bereich, in dem Titel der Präsentation, Name des Präsentators, Copyright- und Geheimhaltungshinweise, Foliennummer und Datum eingefügt werden können. Okay, manchmal ist das alles wo anders angeordnet oder es fehlt mal dies oder das, doch im Prinzip ist es so. Selbst bei den von PowerPoint vorgegebenen Folien ist das so ähnlich.
Was also soll falsch an Logo und Fußzeile sein? Gegenfrage: Wenn Sie 35 Slides mit immer dem gleichen Logo in der rechten oberen Ecke gezeigt bekommen, was nehmen Sie spätestens nach der vierten Folie nicht mehr wahr? Eben! Und all die Infos am unteren Rand: Wozu? Lassen Sie sie ganz weg oder machen eine Folie am Ende mit all den relevanten Hinweisen. Und fürs Logo empfehle ich: Lieber ab und zu Mal eine Zwischentitel-Folie, auf der das Logo drauf ist, als auf jeder Folie.
Insgesamt gilt ohnehin: Je mehr Infos auf einer Folie, desto weniger ist die einzelne Info wert. Und glauben Sie mir, ich kenne all die „Ja, aber ich muss doch …“ Nein, wer sagt das? Die gezeigte Bahn-Folie empfehle ich auf vier einzelne Folien aufzuteilen. Folien kosten kein Geld, mehr Folien mit weniger Inhalt ist immer besser als eine vollgestopfte Folie. Diese Folie ergibt keinen Übersicht sondern „Information overload“. Und nochmal: es geht nicht um die DB, das läuft bei einem Großteil der Firmen ähnlich.
Wenn Sie nun in einem Konzern arbeiten, wie Siemens, BMW, Procter & Gamble oder eben der DB, dann haben Sie vermutlich wenig Einfluss auf deren Folien. Doch wer sagt denn, dass Sie unbedingt alles ausfüllen müssen, was die Vorlage vorsieht. Lassen Sie Ihren Namen, den Vortragstitel, die Foliennummer etc. am unteren Rand weg. Der Name gehört auf den Titel und sonst nirgends. Das Logo dürfen Sie vielleicht tatsächlich nicht weg nehmen. Doch wenn Sie ein Bild haben, dann ziehen Sie es einfach über die ganze (!) Seite auf. Dann wird wenigstens auf dieser Folie das Logo überdeckt.
- Die erste Abbildung ist die klassische Textlösung. Das ist fürs Publikum anstrengend und es bleibt wenig Erinnerung. Die Texte sind zu lange und für die 26 Worte brauchen die Teilnehmer rund 10 Sekunden. Das ist zu viel.
- In der Abbildung rechts oben wurden die Texte gekürzt und um ein kleines Bild ergänzt. Das ist etwas besser, nur hat es auch nur „etwas“ Effekt. Das Bild ist zu direkt, Text und Bild stehen zu gleichwertig nebeneinander. Für die Texte benötigt der durchschnittliche Leser immer noch vier Sekunden und sie werden trotzdem kaum hängen bleiben.
- In der Folie links unten entsteht durch die Größe des Bildes sofort ein anderer Eindruck. Das Bild ist nun ein Hingucker. Der Text ist auf kurze Schlagwörter reduziert, die vollkommen ausreichen.
- Trotzdem geht es noch besser. Die letzte Version zeigt eine witzige Assoziation zum Thema Haus in Anspielung an das Sprichwort „My Home is my Castle.“ Wer sich noch ein wenig auskennt, erkennt sogar die Ironie wegen der umstrittenen Finanzierung des Märchenschlosses Neuschwanstein und dem Bauherrn, dem bayerischen König Ludwig II. Doch vor allem die randlose Verwendung des Bildes wird in der Projektion einen ästhetischeren und wirkungsvolleren Eindruck erzeugen. Kein weißer Rand, der die Farben des Bildes überstrahlt. Auf den Text wurde – bis auf die Überschrift – ganz verzichtet. Der Präsentator spricht die Themen entsprechend an.
- Die Suche nach einem geeigneten Bildmotiv lohnt sich, das Bild dient als Anker. Achten Sie auch auf eine gute Qualität mit entsprechender Auflösung und regeln Sie ggf. die Helligkeit und Farben ein wenig nach. Ein weißer Rand auf der Folie strahlt in der Projektion immer heller, als die Farben im Bild und nimmt diesem so die Wirkung.
Aus: Spannend und überzeugend präsentieren, Michael Moesslang, 2011, BookBoon, London, UK, 61 Seiten, kostenlos
Viel wichtiger, als die Gestaltungsregeln sind überzeugte Kunden oder Teammitglieder. Und eine aufgeräumte Folie hilft Informationen schneller, leichter und sicherer aufzunehmen. Textfolien sind ohnehin kontra-produktiv, das habe ich oft genug erläutert und belegt. Arbeiten Sie mit Stichworten und noch besser mit Abbildungen. Das hilft den Teilnehmern und lenkt sie nicht ab.
>>> PowerPoint – muss denn das sein?
>>> Ganz oben und trotzdem schlechter Redner?
>>> 2. Präsentationskonferenz auf Top-Niveau
Hallo Nils,
Eine Vorlesung oder Lehrveranstaltung ist natürlich etwas anderes als eine Präsentation. Doch viele Regeln gelten auch hier identisch.
Seit 22 Jahren gebe ich Vorlesungen an verschiedenen Akademien und Hochschulen (Bayerische Akademie für Werbung und Marketing, Hochschule München, European Business School Reutlingen, St. Galler Business School und weitere). Um eine Vorlesung spannend und knackig zu halten, ist – durch die Länge der Veranstaltung – noch viel wichtiger lebendig zu sprechen. Vielfalt in Körpersprache und Stimme, Interaktion mit dem Publikum und Abwechslung (auch in den Medien, also z. B. Folie, Flipchart …) sind das A und O.
Falsch ist die Aussage: „andererseits muss das, was man als Bildschirmpräsentation hernimmt auch als Handout dienen.“ Denn genau das kann zu keinem guten Ergebnis führen. Ein Handout im Bereich der Bildung und Lehre braucht Zusatzinformationen. Dinge die im Rahmen der Vorlesung aus Zeitgründen zu kurz kommen oder aus dramaturgischen Gründen weg gelassen werden. Quellenangaben (die auf den Folien nichts verloren haben), Links, ausführliche Beispiele und vieles mehr. Auf die Folien gehören Bilder, Beispiele, Diagramme und manchmal auch Stichworte. Keine Sätze. Wenig Augeninfomationseinheiten pro Folie. Keinesfalls „TMI“ (To Much Information).
Ein guter Referent/Dozent/Professor kommt also nicht drumherum, ein separates Handout zu erstellen. Da er die Vorlesung jedoch normalerweise immer wieder gibt, ist der Aufwand ja nur einmal fällig und danach sind lediglich Anpassungen nötig.
Folien auszudrucken ist kein Handout, das ist ein Zeichen von schlechter Vorbereitung.
Mit herzlichen Grüßen,
Michael Moesslang
Kommentiert von: Michael Moesslang | 18. Februar 12 um 09:30 Uhr
Hallo Michael,
wie gehst Du mit Hybriden um? Also sehr umfangreichen, weil langen Lehrveranstaltungen. Die sollen einerseits natürlich knackig, dauerhaft spannend, anschaulich, mitreissend sein ... andererseits muss das, was man als Bildschirmpräsentation hernimmt auch als Handout dienen.
Viele Grüße
Nils
Kommentiert von: Nils-Peter Hey | 17. Februar 12 um 18:21 Uhr
Hallo Hannes,
ja, auch Steve Jobs hat eine Weile so präsentiert: Ein weißes Wort auf einem dunklen Hintergrund je Folie. Es ist sicher nicht überall die beste Lösung, doch es zeigt, wie gut eine klare und absolut reduzierte („keep it short and simple“) Folie funktioniert. Wer merkt sich all die Inhalte der vollen Folien? Das geht gar nicht!
Herzliche Grüße,
Michael
Kommentiert von: Michael Moesslang | 17. Februar 12 um 17:32 Uhr
Hallo Michael,
die genialste Powerpoint (Ne war Keynote) Präsentation die je erlebt habe war von Joi Ito. es waren insgesamt 8 Folien. Darauf stand in weis je Folie ein Wort auf schwarzem Hintergrund! Die Worte konnte jeder nach der Präsentation auswendig!
Gruß
Hannes
Kommentiert von: Hannes Schleeh | 17. Februar 12 um 16:29 Uhr
Hallo Heiko,
Ich weiß, dass das häufig gemacht wird. Nur ist der Sinn von PowerPoint nicht, Dokumentationen oder Handouts zu erstellen. Dafür gibt es bessere Programme. Nutzt man dafür PPT, können natürlich, ähnlich wie bei einem Buch, auf jeder Seite Hinweise und Logos stehen.
Wer PPT allerdings als Dokumentations-Tool nutzt, sollte diese Folien dann keinesfalls für seine Projektion verwenden. Denn die sind dann zu voll. Beim Lesen einer Dokumentation ist das selektive Lesen einfach, es steht ja auch ausreichend Zeit zur Verfügung und niemand quatscht dazu. Bei einer Präsentation sollte die Folie nur genau das zeigen, was den Präsentator in diesem Moment unterstützt. Nichts darf davon ablenken. Keine ganzen Sätze, keine schwer lesbare kleine Schrift, keine Fusszeilen etc.
Ich weiß, da wird gerne Zeit gespart auf Kosten der Überzeugungskraft.
Michael
Kommentiert von: Michael Moesslang | 06. Februar 12 um 12:33 Uhr
Hallo Michael,
für Präsentationen im eigentlichen sinne gebe ich Dir Recht. Dafür ist Dein "Neuschwanstein" auch aus meiner Sicht die beste Lösung.
Im Unternehmenskontext werden Präsentation heute jedoch häufig auch zur Informationsvermittlung und dann oft auch noch als Dokumentationsmedium benutzt. Hierfür sind viele der oben genannten Regeln sinnvoll, da oft auch einzelne Folien ausgedruckt werden.
Oder wie siehst Du das?
Heiko
Kommentiert von: Heiko van Eckert | 06. Februar 12 um 10:47 Uhr