Sie fragen jemanden ob er die ihm aufgetragene Aufgabe schon erledigt hat. Und dieser Jemand sagt „Ja.“ Doch Sie wissen sofort, dass das nicht stimmt. Woran merken Sie das? Zum Beispiel daran dass derjenige zum Boden schaut. Wir interpretieren das als Unsicherheit oder sogar Unehrlichkeit.
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Bedeutet es tatsächlich, dass derjenige unsicher, unehrlich oder gar beides ist? Nein. Es kann auch eine Angewohnheit sein. Es gibt Menschen, die gerne zum Boden blicken, da Sie Gefühlsmenschen sind. Gefühlsmenschen interessieren sich dabei nicht wirklich für den Boden, doch schauen sie nach unten, wenn sie sich ihrem Inneren zuwenden und in sich hinein spüren. Macht das nun jemand in dem Moment, in dem er ein Frage beantwortet, kann ihm das schnell als Unsicherheit oder Unehrlichkeit ausgelegt werden.
Ähnlich verhält es sich mit andern Gesten. So kann der Blick über die Halbbrille zwar nötig sein — die reine Lesebrille, die eben nur dafür genutzt werden kann — und doch wirkt es auf die meisten Menschen sehr oberlehrerhaft und streng. So wie der erhobene Zeigefinger.
Es gibt noch viele Gesten oder auch verbale Gewohnheiten, die Ihre Wirkung stören können. Gehören Sie zu den Menschen, die häufig „Äh“ in die Sätze einbauen? Deuten Sie auf Ihren Gesprächspartner, wenn Sie ihm etwas erzählen? Stellen Sie sich zu nah an Ihre Mitmenschen und verletzen deren Intimzone? Sprechen Sie bei Präsentationen zur Wand oder zum Flip-Chart statt zum Publikum? Fallen Sie Ihren Gesprächspartnern ständig ins Wort oder antworten Sie nur mit ausweichenden Aussagen auf deren Fragen? Wenden Sie sich ab, wenn sie gerade zuhören?
Ich habe Menschen erlebt, die ständig Floskeln in Ihre Sätze einbauen. Eine Bekannte begann jeden Satz mit „Ja, nein …“, eine andere beginnt ständig mit „Wie gesagt, …“, obwohl Sie es keineswegs bereits gesagt hat. Eine Kollege wiederholt in jedem zweiten bis vierten Satz das Wort „Sozusagen“, ein anderer holt bei bestimmten Dingen, mit der Vorsatz aus „Ich sage Dir mal ganz ehrlich …“ – ist er sonst nicht ehrlich?
Wie können Sie sich derartiges abgewöhnen? Denn diese Gesten, Verhaltensweisen und Worthülsen produzieren Sie in der Regel vollkommen unbewusst. Sprechen Sie jemanden darauf an, dass er regelmässig „Äh“ sagt, wird er womöglich vollkommen erstaunt sein, dass das so auffällig ist. Einstellen kann er es deswegen noch lange nicht.
Wie geht das Abgewöhnen dennoch? Zunächst müssen Sie es sich bewusst machen, und zwar in der jeweiligen Situation. Bei den meisten Dingen werden Sie dazu einen Partner brauchen. Bitten Sie diesen Sie so häufig wie möglich und immer unmittelbar darauf aufmerksam zu machen. Natürlich nur, wenn Sie beide alleine sind. Nach einer Weile werden Sie selbst beginnen die Dinge bewusst zu bemerken. Damit ist der erste Schritt getan. Nach einer kurzen Weile werden Sie bereits das ungeliebte Verhalten abgelegt haben.
Bei einigen Dingen ist ein Ersatzverhalten nötig. Beim ausgestreckten Finger beispielsweise ist es hilfreich sich anzugewöhnen, den Zeigefinger gar nicht mehr alleine auszustrecken. Entweder alle Finger sind ausgestreckt oder keine. Mit der offenen Handfläche auf eine Stelle des Flip-Charts zu deuten ist ohnehin besser als mit dem Zeigefinger. Ist das erste einmal verinnerlicht, werden Sie kaum mehr mit den Finger auf Menschen deuten oder ihn wie ein Oberlehrer in die Luft empor recken.
Es ist selten sinnvoll sich stur bestimmte Gesten anzugewöhnen, da es häufig künstlich wirkt. Sich schlecht wirkende Gesten abzugewöhnen ist jedoch immer der Mühe wert.
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Ein "Äh" kann wirklich jeden noch so interessanten Vortrag völlig ruinieren. Als Zuhörer ist man schnell dazu versucht mitzuzählen. Ich frage mich nur gerade ob ich unbemerkte "Äh"- Denkpausen in meine Präsentationen einbinde.
Kommentiert von: Sunny | 03. Juni 13 um 13:59 Uhr